Baby aus den Fängen eines Löwen gerettet

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Tierbabys sind ein herzerwärmender Anblick. Egal, ob es sich um Welpen, Fohlen. Löwen- oder Pavianbabys handelt, niemand möchte, dass diesen hilfsbedürftigen Lebewesen Leid zustößt. Während wir uns hierzulande für den Tierschutz einsetzten können, sind viele Tiere in der Wildnis allein auf sich gestellt.

Die folgende Geschichte ist der Bericht eines Fotografenpaares, das eine spektakulären Rettung eines Pavianbabys beobachtete. Das Tier war in die Fänge einer Löwin geraten, die sich ungewöhnlich verhielt. Die Artgenossen des Äffchens ließen das Junge jedoch nicht aus den Augen und auf ungewöhnliche Weise kam es zu einem Happy End. Die Geschichte spielt in der Wildnis Südafrikas.

1. Gefahr in Verzug

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In der Wildnis Afrikas zu leben ist für die meisten Tiere ein ständiger Überlebenskampf. Fast alle Spezies leben in ständiger Furcht vor Fressfeinden. Für Paviane zählen Schimpansen, Geparden, Leoparden und Löwen zu den gefährlichsten Bedrohungen. Oft hilft es den Affen nicht, ihre scharfen Eckzähne in das Fell des Gegners zu schlagen, denn fast immer sind die Raubkatzen übermächtig.

Die Wildlife-Fotografen Evan und Lisa beobachteten eine Gruppe Paviane, die am Boden nach Futter suchten. Die plötzlichen schrillen Schreie der Affen bedeuteten, dass sich Gefahr nähert. Alle Tiere suchten blitzschnell das Weite, nur ein Affenbaby versuchte sich fern seiner Artgenossen auf einen Baum zu retten.

2. Leichte Beute

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Die Wildtierfotografen beobachteten mit Schrecken, dass sich das Affenbaby von der Gruppe entfernte, um auf den Baum zu klettern. Sowohl Evan, als auch Lisa gefror das Blut in den Adern. Sie waren sich sicher, dass das Baby keine Chance haben würde. Das Verhalten von Pavianen in der Wildnis fasziniert Forscher seit langem.

Die Tiere sind in Horden unterwegs und legen ein erstaunliches Sozialverhalten an den Tag. Doch ein Baby, dass sich in Gefahr von der Gruppe entfernt hat normalerweise nicht die geringste Chance zu überleben. Das völlig verängstigte Pavianbaby zitterte so sehr, dass es vom Stamm des Baumes abglitt. Leichtes Fressen für den Löwen!

3. Vor dem Fressen

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Mit schreckgeweiteten Augen starrten Evan und Lisa auf das Geschehen. Die Löwin näherte sich dem Affenbaby, doch dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Die Löwin fraß das Pavianbaby nicht, sie hob die Pfote und berührte das Äffchen. Das Verhalten war den Fotografen ein Rätsel.

Wollte die Löwin mit dem Baby spielen, bevor sie es tötete? Oft genug hatten Evan und Lisa beobachtet, wie grausam das Spiel auf Leben und Tod für die unterlegene Spezies ist. Dennoch war dieses Verhalten der Löwin merkwürdig? Lebte das Affenbaby etwa gar nicht mehr und hatte es vor Schreck einen Herzstillstand erlitten? Dann hob die Löwin das Baby sanft mit ihrem Maul hoch.

4. Das Baby war bereits angeschlagen

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Lisa und Evan konnten beobachten, dass sich das Pavianbaby noch bewegte. Es war aber offensichtlich, dass es angeschlagen war. Selbst für die erfahrene Wildtierfotografen war es manchmal unerträglich den grausamen Fressritualen in der Natur zuzusehen, vor allem wenn Jungtiere die Opfer waren. Wo waren nur die anderen Paviane?

Erwachsene Affen dieser Spezies können mit ihren scharfen Eckzähnen auch Raubkatzen gefährlich verletzten und mitunter in die Flucht schlagen. Die Löwin hatte jedoch gar nicht die Absicht, das Kleine zu fressen. Es gab immer wieder Berichte, dass Paviane Löwenbabys entführten, bei der Beobachtung dieses Geschehens fragte sich das Fotografen-Paar, ob es sich hier umgekehrt verhielt.

5. Es war schwer alles mitanzusehen

Bild: IMAGO / Panthermedia

Evan und Lisa waren zwar Wildnis erfahren, doch was hier vorging verwirrt sie und ließ sie nicht unberührt. Vor allem, dass das Kleine ganz verängstigt und körperlich angeschlagen war nahm die beiden mit. Es sei wirklich schwer gewesen, das Ganze zu beobachten, gab Evan später zu Protokoll. Immer wieder machte die Fotografen ihre Kamera aus.

Für den kleinen Pavian musste das Spiel der Löwin eine Tortur sein. Normalerweise würde das Äffchen auf dem Rücken seiner Mutter sitzen, die Pfoten in das Fell vergraben und nun starrte es in das Gesicht einer Löwin. Der Babypavian war so winzig, dass er sicherlich von seiner Mutter noch gestillt wurde.

6. Das Äffchen sucht Schutz

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Das Pavianbaby klammerte sich nun an das Fell der Löwin. Es war herzzerreißend zu sehen, wie offensichtlich das Äffchen Schutz suchte. Es schien fast so, als hätte es jede Angst verloren. In der Psychologie wird bei Menschen vom sogenannten Stockholm Syndrom gesprochen. Es ist bekannt, dass manche Menschen, die als Geiseln genommen wurden, plötzlich anfangen mit den Entführern zu sympathisieren.

War es ein ähnliches Phänomen, dass Evan und Lisa gerade bei dem Pavianbaby beobachten konnten? Bei entführten Menschen wird zudem oft irrationales Verhalten beobachtet, denn manch einer flieht nicht einmal mehr, obwohl er es könnte. Was das Pavianbaby gerade durchleben musste, war außergewöhnlich.

7. Noch mehr Löwen!

Bild: IMAGO / Panthermedia

Mit Schrecken beobachtete Evan und Lisa, dass sich zwei männlichen Löwen näherten. Die Situation wurde für das Pavianbaby immer gefährlicher. Den Fotografen war klar, dass es nur einen Biss oder einen Pranken-Hieb brauchen würde und das Baby war tot. Die Löwin drehte ihren Kopf zu ihren Artgenossen um und was jetzt geschah, war wiederum erstaunlich.

Die Raubkatze versuchte die Löwen zu vertreiben, die gekommen waren, um das Affenbaby zu beäugen. Sie fauchte, riss das Maul auf und schlug mit den Pranken nach den Löwen. So leicht ließen sich die neugierigen Tiere jedoch nicht vertreiben. Es entstand ein richtiges Gerangel und das Pavianbaby war mittendrin.

8. Die Rettungsaktion der Paviane

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Vielleicht wollte die Löwin das Baby vor den männlichen Artgenossen schützen, spekulierte Evan später. Es sei jedoch auch möglich, dass sie lediglich ihre Beute verteidigen wollte. Aus Lisas Sicht, war es eindeutig, dass die Löwin das Affenbaby schützen wollte. Die Paviane beobachteten das Geschehen von einem benachbarten Baum aus.

Plötzlich stürzte sich ein ausgewachsener Pavian in das Gemenge der Löwen. Wollte er sich selbst den Raubtieren zum Fraß vorwerfen? Der Affe bewies unglaubliches Geschick, denn er nutzte die Rangelei der Löwen aus, um sich blitzschnell das Affenbaby zu angeln. Der Pavian ergriff das Äffchen und sauste zu seiner Herde zurück. Was für eine Befreiungsaktion!

9. Wieder zu Hause!

Bild: IMAGO / agefotostock

Nur wenige Augenblicke später konnten Evan und Lisa beobachten, wie sich das Affenbaby vertraut an den Rücken seiner Mutter klammerte. Die Pavianherde war wieder vollzählig. Das kleinste Äffchen unter ihnen war erfolgreich gerettet worden. Die Rettungsaktion des erwachsenen Pavians hatte sich für immer in das Gedächtnis der Fotografen eingebrannt.

Das Tier hatte instinktiv, den idealen Moment abgepasst. Das gefährliche Leben der Tiere in der Wildnis erinnere sie immer wieder an die Zerbrechlichkeit unseres Daseins, philosophierten Evan und Lisa. Selbst wenn wir Menschen in einer völlig anderen Umgebung leben würden, so könnten doch auch wir nicht jedes Risiko kalkulieren. Vom Sozialleben der Paviane ließe sich jedoch noch einiges lernen, da sind sich die beiden sicher.

10. Paviane leben in Herden

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Paviane leben in unterschiedlich großen Herden. Die Sozialgefüge sind zwischen 5 und 250 Tiere groß. Weibliche Paviane verbringen ihr ganzes Leben in derselben Gruppe. Um das Zusammenleben in einer großen Gruppe zu meistern, benötigt die Tiere gut ausgebildete soziale Fähigkeiten. Die Affen legen zum Beispiel miteinander große Strecken zurück und müssen sich in ihrer Laufgeschwindigkeit der Gruppe anpassen.

Bei den Entscheidungen wie schnell gelaufen wird und wohin spielt bei den Pavianen Hierarchie keine Rolle. Wie unterschiedlich die Bedürfnisse altersgemischter Gruppen sind, kann man erahnen, wenn man an Familiengeburtstage denkt, an denen sowohl Kleinkinder, als auch Großeltern teilnehmen. Da kann sich manch einer noch etwas von der Kompromissbereitschaft der Paviane abschauen.

11. Nicht alles ist demokratisch

Bild: IMAGO / Ardea

In den Paviangruppen geht jedoch nicht immer so demokratisch zu. Es gibt ein männliches Alphatier, dem einige Privilegien zustehen. Auch unter den weiblichen Tieren gibt es eine Rangordnung. Ranghöhere Paviane pflegen den niedrigeren das Fell. Es ist auch üblich, dass männliche Paviane den Weibchen das Fell von Flöhen säubern, um sie für die Paarung zu gewinnen.

Ist ein Weibchen bereit, sich mit einem Männchen zusammenzutun, signalisiert sie das, indem sie ihm das rote Hinterteil entgegenstreckt. Paarungsbereit sind die Pavian-Damen jedoch nur alle zwei Monate. Schwanger sind sie dann 6 Monate und später stillen sie das Baby 1 Jahr. Die Lebenserwartung eines Pavians liegt bei 30 Jahren.