Das Bermudadreieck ist seit Beginn der Seefahrt ein Gebiet voller mysteriöser Vorkommnisse. Es ist der Ort an dem ganze Schiffe verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Forscher sind sich bis heute nicht einig, was die Ursache für die unheimlichen Phänomene in diesem Teil des Atlantiks ist.
Eines der vielen Opfer des Bermudadreiecks war die SS Cotopaxi, die im Jahr 1925 ihre Segel Richtung Kuba setzte und nie wieder auftauchte. In den folgenden Jahren versuchten Wissenschaftler wiederholt, das Rätsel um den Verbleib des Schiffes und seiner Besatzung zu lösen.
Fast ein Jahrhundert später gab eine neue Spur Aufschluss über das Schicksal des verschwundenen Frachters.
1. Der sagenumwobene Meeresabschnitt
Das Bermudadreieck umfasst eine Fläche im Atlantik. Sie befindet sich zwischen der Südküste Floridas, den Bermudainseln und Puerto Rico.
Als der Seehandel im 19. Jahrhundert zu florieren begann, stieg die Anzahl der Handelsschiffe im Atlantik. Ihre Route führte sie von der Südküste der USA zu den Inseln Bermuda, Kuba und Puerto Rico. In dieser Zeit häuften sich die Meldungen über Schiffe, die ihren Zielhafen nie erreichten.
Schnell verbreiteten sich Gerüchte über die Ursache. Die damaligen Wissenschaftler vermuteten Anomalien des Wetters oder des Meeres. Im Volksmund verbreitete sich der Glaube an ein übernatürliches Phänomen, das bis heute als Fluch des Bermudadreiecks bezeichnet wird.
2. Eine gefährliche Reise
Es schien ein normaler Auftrag zu werden, als die SS Cotopaxi im Dezember 1925 aus einem Hafen im Süden der USA auslief. Mit sieben Jahren Einsatzdauer galt sie, nach damaligen Verhältnissen, als neues Frachtschiff.
Ihre Aufgabe war es, Kohle nach Kuba zu transportieren. Eine Strecke, die das Handelsschiff unzählige Male absolviert hatte. Obwohl es bei seiner Taufe das Vorzeigeschiff des Schiffsbauers Great Lakes Engineering Works war, überstand es die Überfahrten nicht immer unfallfrei und kam öfters verspätet im Zielhafen an.
Die Kunden empfanden es somit nicht als ungewöhnlich, als die SS Cotopaxi am zugesagten Datum im Dezember 1925 nicht in den Hafen von Havana einlief.
3. Schlimme Vermutungen
Ein Monat verging, bis die Seefahrtbehörde die SS Cotopaxi am 31. Dezember 1925 offiziell als verspätet deklarierte. Die Menschen waren sich uneinig, ob sie Havanna jemals erreichen wird.
In seiner kurzen Karriere musste sich das Frachtschiff wiederholt gegen den unbarmherzigen Wellengang des karibischen Meeres behaupten. Oftmals rettete es sich stark beschädigt und mit letzter Kraft in den nächsten Hafen. Trotz einiger Verspätungen, kam es stets in seinem Zielhafen an.
Die Wochen ohne ein Lebenszeichen der Besatzung spalteten die Meinungen der Menschen. Während manche weiterhin die schlechten Wetterbedingungen hinter der Verspätung vermuteten, sahen andere das Verschwinden des Schiffs als Beweis für den Fluch des Bermudadreiecks.
4. Die Suche nach Antworten
Es vergingen Monate, dann Jahre und es war klar, dass die SS Cotopaxi auf dem Meer verschollen ist und nicht zurückkehren wird.
Die Ungewissheit über das Schicksal des Schiffs und seiner Besatzung befeuerte die Fantasie der Menschen. Mitte des 20. Jahrhunderts nahm der interkontinentale Flugverkehr zu und nach kurzer Zeit verschwanden neben Frachtschiffen auch Passagier- und Militärflugzeuge über dem Bermudadreieck. Das Meer fiel in diesen Fällen als Ursache weg. Diese Entwicklung stellte die Meeresbiologen, die ungewöhnliche Meeresströmungen und Riesenwellen als Grund für das Verschwinden der Schiffe vermutet hatten, vor ein neues Rätsel.
Wie kann das Verschwinden von Flugzeugen über dem Gebiet begründet werden?
5. Übernatürliche Erklärungsansätze
Die Ratlosigkeit der Forscher bestätigte manche Menschen in ihrer Annahme, dass übernatürliche Phänomene für das spurlose Verschwinden von Schiffen und Flugzeugen im Bermudadreieck verantwortlich sind.
Fortan wurde es als Meeresabschnitt mit Eigenleben bezeichnet. Laut der Theorie verschlingt es alles, was sein Gebiet zu durchqueren versucht. Unter anderem die versunkene Stadt Atlantis und ihre Technologie. Den Beweis sahen die Anhänger in den antik anmutenden Gebilden an der Küste Biminis. Sie wurden später von Forschern als natürlich entstandene Gesteinsformationen entzaubert.
Nach den angeblichen UFO Sichtungen über Roswell in den 50er Jahren, reihten sich Außerirdische in die Liste potenzieller Verursacher der Geschehnisse im Bermudadreieck ein.
6. Irdische Spurensuche
Renommierte Forscher widmeten sich derweil der Suche nach plausiblen Erklärungen. Leidenschaftliche Schatzsucher gesellten sich aus monetären Beweggründen zu ihnen.
In einem ersten Schritt sollten die Wrackteile abgestürzter Flugzeuge und untergegangener Schiffe, wie der SS Cotopaxi, entdeckt und geborgen werden. Von der anschließenden Untersuchung erhofften sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Unglücksursache.
Der starke Wellengang in dem Gebiet zwischen Florida und den Inseln der Karibik zwang die Forscher wiederholt zum Abbruch geplanter Expeditionen. Darüber hinaus erschwerten zahlreiche Falschmeldungen ihre Arbeit. Ein 2015 angeblich von der kubanischen Marine entdecktes Wrack erwies sich, nach genauer Überprüfung, als pure Erfindung eines gelangweilten Reporters.
7. Erste Fortschritte
Der Meeresbiologe Michael Barnette, tätig für die US-amerikanische National Oceanic Atmospheric Administration, brachte die Erforschung des Bermudadreiecks mit einem neuen Ansatz voran.
Seine Forschung fokussierte sich auf ein bestimmtes Wrack, das in der Meereszone zwischen Florida, der Karibik und den Bermudainseln lag. Es war Fischern und Tauchern in den 80er Jahren aufgefallen. Seine Form entsprach auf den ersten Blick nicht der eines Frachters und Forscher hatten es nie näher untersucht. Barnettes Interesse war geweckt.
Gemeinsam mit seinem Team unternahm er insgesamt zwölf Tauchgänge, in der Hoffnung die Identität des Wracks herauszufinden. Die gefundenen Artefakte in der Nähe des versunkenen Schiffes wirkten vielversprechend.
8. Historische Aufzeichnungen
Das Verschwinden der SS Cotopaxi ist das bekannteste Beispiel für die scheinbar unerklärlichen Phänomene im Bermudadreieck. Durch den Fund des Wracks würde die Ursache für den Untergang des Frachters endgültig geklärt werden. Darüber hinaus könnten die Theorien über paranormale und extraterrestrische Einflüsse widerlegt werden.
Zunächst musste Barnette einschätzen, ob es sich bei dem Wrack um den legendären Kohlefrachter handeln konnte. Um diese Frage zu beantworten, versuchte der Meeresbiologe im Nationalarchiv der Stadt New York Näheres über das Handelsschiff zu erfahren. Er stieß auf den Bauplan des Schiffes und mehrere interessante Dokumente.
Handelte es sich bei dem Wrack um den Frachter SS Cotopaxi?
9. Auffällige Übereinstimmungen
Beim ersten Tauchgang zum sogenannten Bear Wreck fanden Barnette und sein Team mehrere Stücke Kohle. Der Fund schürte die Hoffnung des Forschers, auf der richtigen Fährte zu sein. Anfang des 20. Jahrhunderts befuhren unzählige Kohlefrachter die Region, somit blieben die Kohlestücke ein schwacher Beweis.
Anhand des Dokuments aus dem Nationalarchiv verglich Barnette den Aufbau des Wracks mit dem Bauplan. Er stellte eindeutige Übereinstimmungen fest in Bezug auf die Ausrichtung der Maschinerie und der Kajüten. Eine erste Bestätigung, die den Meeresbiologen zur eingehenden Untersuchung des versunkenen Schiffes animierte.
Ein übersehenes Detail bestätigte ihn in seiner Annahme, die Überreste der SS Cotopaxi vor sich zu haben.
10. Der Notruf
Im Januar 2020 fand Barnette einen entscheidenden Hinweis auf das Schicksal der SS Cotopaxi.
Aus den historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass die Besatzung des Frachters einen Notfall meldete. Sie setzte den Hilferuf am 1. Dezember 1925 ab und beschrieb die kritische Lage, in der sich das Schiff zu diesem Zeitpunkt befand. Demnach geriet die SS Cotopaxi kurz nach dem Ablegen in Charleston, einer Hafenstadt im US-Bundesstaat South Carolina, in eine bedrohliche Lage.
Das Handelsschiff befand sich wenige Kilometer vor der Küste Floridas, als Wasser in den Frachtraum eindrang und es in gefährliche Schieflage versetzte. Dieser Notruf war das letzte Lebenszeichen der Besatzung der SS Cotopaxi.
11. Der letzte Beweis
Als Letztes betrachtete Barnette das Gerichtsdokument, auf das er im Nationalarchiv gestoßen war. Dieser Beleg sollte sich als Schlüssel zur Wahrheit erweisen.
Laut der Aufzeichnung strengten die Familien der Besatzungsmitglieder, nach dem Verschwinden der SS Cotopaxi, eine Klage gegen die Reederei an. Sie warfen dem Unternehmen vor, reparaturbedürftige Schiffe aufs Meer geschickt und das Leben der Seeleute aufs Spiel gesetzt zu haben. Belegt wurden die Anschuldigungen durch einen Zimmermann, der am Bau beteiligt war.
Er bestätigte, dass die Schiffe einen Konstruktionsfehler hatten. Mangelhaft verarbeitete Lukendeckel begünstigten das Eindringen von Wasser in den Frachtraum. Barnette hatte tatsächlich stümperhaft verbaute Lukendeckel am Wrack gefunden.
12. Die Wahrheit
Die vorliegenden Beweise und die Wetteraufzeichnungen des 1. Dezembers 1925 ließen Barnette im Januar 2020 nur eine Schlussfolgerung.
Die SS Cotopaxi geriet im Dezember 1925 vor der Küste Floridas in einen kräftigen Sturm. Starke Wellen peitschten riesige Mengen Wasser in den Frachtraum des Schiffes. Die defekten Lukendeckel konnten dem Druck des Wassers nicht standhalten und der Frachter geriet in Seitenlage. Nach einem erfolglosen Notruf ging das Schiff mit der Besatzung unter. Ein tragisches und irdisches Ende einer Reise.
Die Aufklärung dieses Falls markiert nicht den Endpunkt der Spekulationen. Viele andere geheimnisvolle Vorfälle im Bermudadreieck bleiben ungeklärt und werden in den kommenden Jahrzehnten weiterhin für Gesprächsstoff sorgen.