Lange vor Netflix gab es schon TV-Serien, die in aller Munde waren. In den 60er und 70er Jahren gehörte Bonanza zu den beliebtesten und bekanntesten Fernsehserien. In vielen Wohnzimmern in Deutschland saßen am Sonntagnachmittag die Familienmitglieder gemeinsam auf der Couch und warteten, dass die eingängige Tielmelodie erklang. Folge für Folge fieberte man mit den Cartwright’s mit. Ben, Adam, Hoss und Little Joe waren keine kaltblütigen Westernhelden, sondern Cowboys mit Herz und Familiensinn.
Die Ponderosa-Ranch war ein prächtiges Stück Land und die Cartwright’s waren gute Menschen. Dennoch gab es zahlreiche Konflikte, denn im Wilden Westen wimmelte es nur so vor Bösewichten. 10 Jahre flimmerte die Serie über deutsche Bildschirme. Wir nennen Ihnen 11 Gründe, weshalb diese Serie zum Kult wurde.
1. Ben Cartwright verkörperte ein neues Vaterbild
Bonanza wurde 1959 in den USA uraufgeführt. Lorne Green spielte den Witwer Ben Cartwright, der mit seinen drei Söhnen auf der Ponderosa- Ranch lebt. Die Figur eines alleinerziehenden Vaters, noch dazu im harten Wilden Westen war ungewöhnlich. Einzigartig war jedoch vor allem, wie Lorne Greene den Patriarchen verkörperte.
Die Dauer einer Folge wurde von einer halben Stunde auf 1 Stunde erweitert, damit der Schauspieler genügend Zeit hatte eine respektable Vaterfigur zu spielen. Väter wurden damals im Fernsehen meist als arrogante Possenreißer gezeigt und davon wollte sich der Produzent klar distanzieren. Ben Cartwright’s gütige, doch bestimmte Art trug wesentlich zum Erfolg der Serie bei.
2. Eine Heldengeschichte als Grundlage
Lorne Greene ließ sich in seiner Darstellung von seinem eigenen Vater inspirieren. Er erhielt tausende von Fan-Briefen von Teenager, die sich wünschten, er wäre ihr Vater. Der beliebte Fernseh-Papa starb bereits 1987 im Alter von 72 Jahren. Nach Bonanza hatte er noch weitere Fernsehserien, wie zum Beispiel Galctica gedreht.
Wie viele erfolgreiche Geschichten folgte Bonanza einem einfachen Muster. Drehbuchautor und Produzent orientierten sich an der Legende von König Arthur. Ben Cartwright sollte also König Arthur sein und seine Söhne die Ritter der Tafelrunde, man muss sich nur vorstellen, das Setting wurde in den Wilden Westen verlegt. Ein Heldenepos war also die Grundlage für Bonanza.
3. Eine der ersten Serien in Farbe
Zu Beginn war der Sender NBC noch nicht überzeugt von der Serie und wollte sie wieder aus dem Programm nehmen. In den USA war die Serie Perry Mason der große Publikumsmagnet und die Cowboy-Show hatte daher große Konkurrenz. Da sie jedoch eine der ersten in Farbe gedrehten Serien war, wurde Bonanza dann doch nicht abgesetzt, sondern weitere Folgen wurden gedreht.
In Deutschland wurde Bonanza erstmals 1962 ausgestrahlt. Allerdings wurde sie erneut aus dem Programm genommen, da sie den Verantwortlichen zu brutal erschien. Erst 1967 erkannte das ZDF das Potenzial von Bonanza. Von da an flimmerte die Serie wieder über unsere Bildschirme und tat dies 10 Jahre lang.
4. Hoss war groß und gutmütig
Bonanza lebte auch von den unterschiedlichen Charakteren der Protagonisten. Hoss Cartwright war der mittlere Sohn und bestach durch seine gutmütige Art. Er war groß und stark gebaut und hatte immer Hunger. Eines seiner bekannten Zitate lautet: „Wenn ich nicht bald was zu essen kriege, lege ich mich hierhin und sterbe.“
Tatsächlich war Dan Blocker der Darsteller des Hoss Cartwright bei seiner Geburt 6,3 Kilo schwer und damals das schwerste Baby, das je in Texas geboren worden war. In der ersten Klasse wog er bereits 47 Kilo. Seine Heimatstadt O’Donnell in Texas hat dem Schauspieler Dan Blocker sogar ein eigenes Museum gewidmet.
5. Little Joe war der Frauenschwarm
Little Joe war der jüngste Sohn von Ben Cartwright. Der hübsche junge Mann schlug gelegentlich über die Stränge, fand jedoch immer wieder auf den Pfad der Tugend zurück. Michael Landon fühlte sich in der Serie sehr zu Hause und spielte in 416 Folgen mit. Lediglich 14 Episoden wurden ohne ihn gedreht.
Als Mädchenschwarm war er mit dafür verantwortlich, dass die Serie auch bei Frauen gut ankam. Landon schrieb im Laufe der Zeit sogar einige Bonanza-Folgen und führte Regie. Allerdings galt der Schauspieler als eher schwierig und Gerüchten zu Folge war er der Grund, weshalb der Serie keine weiteren Protagonisten hinzugefügt wurden.
6. Hop Sing sorgte für Lacher
Die Cartwright’s wurden von ihrem chinesischen Koch namens Hop Sing verköstigt. Victor Sen Yung war tatsächlich Koch und erhielt für seine Rolle nur eine geringe Gage. Deshalb musste sich Victor mit dem Verkauf von Kochbüchern und Gastauftritten in Kochshows über Wasser halten. Für die Fans der Serie Bonanza war Hop Singe jedoch eine Kultfigur.
Sein chinesischer Slang sorgte für jede Menge Lacher. Ohne Hop Sing war Bonanza nicht denkbar, vor allem, da es keine Frau schaffte sich dauerhaft in das Herz eines Cartwright’s zu schmuggeln. Also lag es an Hop Sing aus der Ponderosa Ranch ein gemütliches Nest zu machen, in dem es ab und zu „Schweineblaten“ gab.
7. Adam gutaussehend und mysteriös
Der älteste Sohn Adam wurde von Pernell Roberts gespielt. Er war eigensinnig, belesen, mysteriös und neben seinem jüngeren Bruder Little Joe der Frauenschwarm schlechthin. Allerdings gefiel dem gutaussehenden Schauspieler selbst die Serie nicht so gut wie den Fernsehzuschauern. Er hielt die Show für Frauenfeindlich, Reichtum verherrlichend und zu nüchtern.
Sein Vorschlag seine Figur eine indianische Frau heiraten zu lassen, fand bei den Produzenten keinen Anklang. Pernell Roberts versuchte sechs Jahre lang aus seinem Vertrag auszusteigen, bevor NBC endlich nachgab. Roberts spielte nach Bonanza hauptsächlich Theater und trat sogar mit Ingrid Bergmann zusammen auf. Er starb 2010 im Alter von 81 Jahren.
8. Toupets für volles Haar
Die Cartwright’s waren wirklich gutaussehende Jungs. Michael Landon als Little Joe hatte prächtiges, lockiges Haar. Damit die anderen Familienmitglieder dem in nichts nachstanden, wurde mit Toupets gearbeitet. Ben, Adam und Hoss gehörten zum Club der Perücken-Träger. Die unverwechselbar gezeichneten Charaktere trugen zum starken Wiedererkennungsfaktor von Bonanza bei.
Was viele Zuschauer nicht ahnten, die Charaktere tragen fast in jeder Folge die gleichen Outfits. Dies wurde getan, um Kosten zu sparen. Trotzdem gehörte Bonanza mit 100.000 bis 150.000 US-Dollar pro Folge während seiner Laufzeit zu den teuersten Shows im Fernsehen. Wie die Kleidung der Protagonisten im Laufe der Zeit roch, möchten wir besser nicht wissen.
9. Der Bonanza-Song
Wir alle kennen den Bonanza-Titelsongs. Die eingängige Melodie wurde von Jay Livingston und Raymond Evans geschrieben. Eine Instrumentalversion eroberte bereits 1961 die US-Charts. Es gab jedoch auch Versionen mit Text. Auch gibt es von fast allen Hauptdarstellern der Serie gesungene Editionen. Lorne Greene, Dan Blocker und Michael Landon sangen jeweils eine Lyrikversion für den Piloten, die jedoch nie ausgestrahlt wurde.
Der berühmte Sänger Johnny Cash hat seine eigene Version des Bonanza-Titelsongs aufgenommen. Sogar innerhalb der Serie selbst wurde das Lied immer wieder abgeändert. Das Tempo änderte sich, mal wurden Hörner eingesetzt und eine Textzeile eingefügt. Trotz der vielen Änderungen ist der Bonanza-Song ein unverkennbares Merkmal der Serie.
10. Bonanza Steakhouses
Selbstredend wurde im Laufe der Zeit einiges an Merchandise-Artikel entwickelt. Schließlich zeigten sich die Fans der Serie kaufwillig und konnten nicht genug bekommen von Cowboyhüten und Blechgeschirr. Auch die Ponderosa Steakhouses sind von der Erfolgsserie inspiriert.
Geschäftsleute in Kananda betrieben die Ponderosa Steakhouses, während Dan Blocker in den USA die Bonaza Steakhouses gründete. Inzwischen gehören beide demselben Unternehmen. Auch Puerto Rico, Taiwan und der Mittlere Osten zog nach. Da die Serie jedoch droht langsam in Vergessenheit zu geraten, sank auch die Zahl der Bonanza Steakhouses auf 64. Wer die Gelegenheit bekommt und Fan der Serie ist, sollte die Gelegenheit nutzen eines der Restaurants zu besuchen, bevor es zu spät ist.
11. Eine geschönte Wirklichkeit
Die Serie spielt hauptsächlich an zwei Orten, der Ponderosa-Ranch und Virginia City. Das historische Städtchen galt als Zentrum des alten Westens. Als der Produzent David Dotort Virginia City in Augenschein nahm, erkannte er es als ideale Kulisse für seine Western-Serie. Während es jedoch in der Realität hier verarmte leichte Mädchen, ausgebeutete Arbeiter und haufenweise verspieltes Vermögen gab, wurde in Bonanza ein anderes Bild gezeichnet.
Die Cartwright’s kamen nach Virginia City, um in den Saloon zu gehen, oder Einkäufe zu erledigen. Bonanza ist eben ein Stückchen geschönte fiktive amerikanische Geschichte. Ein Cowboyleben im wilden Westen voller Ehrlichkeit und Zusammenhalt. So, wie wir es in unsere Fantasie gerne hätten.