Was spricht für die Fußball-WM 2022 in Katar?

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Über keine Fußball-WM wurde so viel gesprochen wie über die WM 2022 in Katar. Schon im Vorfeld war die Austragung der Weltmeisterschaft, dass nicht nur Fans des wohl weltweit beliebtesten Sport zu Diskussionen anregte.

Auch in der Politik und in zahlreichen Formaten war die Austragung der Weltmeisterschaft 2022 ein Thema, das polarisierte. Nicht nur, dass die WM erstmals nicht im Sommer, sondern im Winter stattfindet, vor allem der problematische Umgang mit Menschenrechten, aber auch der Tod zahlreicher Bauarbeiter während der Vorbereitung zur WM sorgten bei vielen Fans für Unmut. Doch gibt es auch Gründe, die für die WM sprechen?

1. Erstmals Fußball-WM in Arabien

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Die Weltmeisterschaften im Fußball fanden bislang am häufigsten in europäischen Ländern statt. Da der Sport wohl in Europa am meisten gefeierten wird, war es bislang auch nicht unlogisch, dass die Weltmeisterschaften im Fußball auch in einem europäischen Land ausgetragen werden sollten.

Mit Katar steht jedoch erstmalig ein arabisches Land als Gastgeber der WM im Vordergrund und wird direkt zur Zielscheibe von Boykottaufrufen. Tatsächlich sind auch die Araber große Fußballfans und freuen sich, dass endlich auch mal ihr Teil der Welt zum Mittelpunkt der Fußballfans aus aller Welt wird. Arabische Länder erhalten so mehr Aufmerksamkeit.

2. Frauenrechte könnten verbessert werden

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Es ist gemeinhin bekannt, dass Frauen in arabischen Ländern ihren Männern unterstellt sind. Tatsächlich ist es so, dass Frauen für viele für uns normale Dinge, wie heiraten, arbeiten oder auch zum Reisen, die Erlaubnis eines männlichen Vormundes benötigen.

Für viele junge katarische Frauen ist es normal, bis zu ihrer Hochzeit innerhalb der Familie und vor allem auch im Haus verbleiben zu müssen. Touristinnen jedoch haben mehr Rechte als die einheimischen Frauen. Vielleicht kann durch die WM mehr Verständnis für die Belange der Frauen erlangt werden und ein neues Bewusstsein zu mehr Rechten der Frauen führen.

3. Auch Rechte der LGBTQ+ Community könnten verbessert werden

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Zur Fußball-WM 2022 werden zahllose Fans aus aller Herren Länder im arabischen Katar erwartet. Zwar machten im Vorfeld Sorgen die Runde, homosexuelle Fußballfans könnten in dem strengen Land Probleme bekommen, sogar aufgrund ihrer Sexualität verhaftet werden.

Viele Spieler, so zum Beispiel Manuel Neuer, wollen mit ihrer Kapitänsbinde in Regenbodenfarben auf diese Situation aufmerksam machen. Selbst in dem streng muslimischen Land könnte durch die Kampagnen der Nationalteams ein Bewusstsein für die LGBTQ+ Community geschaffen werden und so die Lebensqualität schwuler und lesbischer Menschen in Katar verbessern. Das Ziel kann erreicht werden.

4. Bessere Arbeitsbedingungen in Katar

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Schon lange vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die im November startet, gab es großes Aufsehen zu den Vorbereitungen des sportlichen Ereignisses. Bei den Arbeiten an den modernen Fußballstadien sollen rund 6500 Gastarbeiter verstorben sein. Die Unfälle wurden durch schlechte Arbeitsbedingungen hervorgerufen, so sagen Kritiker der WM 2022.

Wer die WM nicht boykottiert, sondern einen bewussten und auch kritischen Umgang mit dem Sportevent pflegt, kann dazu beitragen, dass die Arbeitsbedingungen und Maßnahmen in Katar, aber auch in anderen arabischen Ländern überdacht, geprüft und nicht zuletzt auch verbessert werden können. Ein großer Vorteil für weitere Arbeiten.

5. Schon bald Pressefreiheit dank Fußball-WM?

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Der katarische TV Sender Al Jazeera ist weltbekannt und durfte aufgrund seiner Bekanntheit bis vor einigen Jahren nahezu ohne Zensur Material ausstrahlen. Allein die Religion sowie der Regent waren ein Tabu. Seitdem Katar als Austragungsort der Fußball-WM 2022 bekannt ist, wurde der inländischen Presse regelrecht ein Maulkorb aufgesetzt. Auch Journalisten aus dem Ausland wurde mit Haftstrafen gedroht, sollte die Berichterstattung kritisch ausfallen.

Zur WM werden zahllose Reporter in Katar erwartet, ob sich diese alle an die Zensur der Presse halten werden ist fraglich. Doch genau das könnte einen Umschwung in Katar bedeuten.

6. Wirtschaft in Katar wird angekurbelt

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Fußball Fans aus allen Teilen der Welt werden in diesem Winter nach Katar reisen, um ihre Teams dort vor Ort bei den Spielen anfeuern zu können. Das bedeutet für das Land natürlich Einnahmen in Millionenhöhe. Nicht nur die Hotels sind schon lange ausgebucht, auch kleine und größere Geschäfte profitieren nun von diesem Besucherstrom.

Die Fans sind gerne vor Ort und sind ebenso bereit, für dieses Event einiges zu bezahlen. Die Geschäftsleute in Katar werden von den zahlreichen Besuchern finanziell stark profitieren, denn zuvor war das Land nicht als klassisches Urlaubsland bekannt. Die Kasse klingelt.

7. Katar gewinnt an Bedeutung

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Auch wenn die Fußball-WM so umstritten ist wie kein sportliches Event je zuvor, so hilft es dem Land Katar auch, sich etablieren zu können. Wenn die Verantwortlich bereit sind, moderne Lebensstile mehr und mehr zu akzeptieren und eingefahrene Gesetze, wie zum Beispiel Gesetze gegen Homosexualität, zu lockern, kann Katar auch nachhaltig von der WM 2022 profitieren.

Nur wenige kannten Katar, bevor es als Kandidat für die Austragung der Weltmeisterschaft bekannt wurde. Nun spricht die ganze Welt über das Land am persischen Golf. Katar gewinnt so auch in der Touristik immer mehr an großer Bedeutung.

8. Die Infrastruktur wurde verbessert

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Um ein attraktiver Austragungsort für die Fußball-WM im Jahre 2022 zu werden, gaben die Verantwortlichen in Katar mehr als 200 Milliarden Dollar investiert. Davon wurden nicht nur moderne Stadien gebaut, sondern auch Straßen erneuert und neue Abwassersysteme gebaut. Auch deutsche Unternehmen und zahllose Arbeitnehmer aus armen Ländern wie Nepal oder Indien waren an der Verbesserung der Infrastruktur Katars beschäftigt.

Auch wenn die Maßnahmen, die mit dem umfangreichen Umbau einhergingen, nicht immer menschenwürdig, so bleibt die verbesserte Infrastruktur auch nach dem Ende der Fußball-WM bestehen und kann die Lebensqualität der Einwohner Katars deutlich verbessern.

9. Arbeiter aus armen Ländern fanden Arbeit

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Nicht nur Bauarbeiter aus dem heimischen Umfeld wurden für den Bau der hochmodernen Sportstätten eingesetzt. Auch zahlreiche Mitarbeiter aus Indien oder Nepal wurden in ihrer Heimat rekrutiert, um eine Anstellung in Katar zu erhalten. Zunächst machte man mit schlechten Arbeitsbedingungen und niedriger Bezahlung auf sich aufmerksam, doch Arbeitsrechtler konnten in vielen Fällen dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer angemessener bezahlt wurden.

Für viele Arbeitnehmer, die nach Katar kamen, um ihre Familien im Ausland finanziell zu unterstützen, konnte die Arbeit an den Stadien, Straßen und anderen wichtigen Stellen der Infrastruktur so ein finanzieller Segen sein.

10. Kein Boykott für heimische Unternehmer

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Eigentlich ist jede Fußball-WM ein großes Event, dem viele Sportfans schon lange entgegenfiebern. Doch in diesem Jahr rufen zahlreiche Institutionen zu einem Boykott der Weltmeisterschaft auf. Dabei kann genau das auch bei uns zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen.

Zwar haben bereits einige Gastwirte beschlossen, die TV-Geräte bei den WM Spielen auszulassen. Dabei wäre es nach den langen Stillstands der Pandemie wichtig, wieder mehr Gäste in die Lokale zu locken und so wichtigen Umsatz generieren zu können. Vielen Unternehmern in der Gastronomie fehlt dieser wichtige Umsatz sehr dringend. Fans können die örtliche Gastronomie unterstützen.

11. Sich bewusst mit dem Gastgeberland auseinandersetzen

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Themen, die sonst im Vorfeld einer Fußball-WM nie zur Sprache kamen, wie zum Beispiel Menschenrechte und Arbeitsbedingungen, sind plötzlich in aller Munde. Nicht nur Fußball-Fans reden über diese wichtigen Themen, die uns nun zur lange erwarteten WM begleiten. Auch Politiker, Menschenrechtler, Privatleute, Gastronomen und Organisationen wie zum Beispiel Amnesty International reden über die Fußball-WM.

Dieses sportliche Event setzt also ein Zeichen und sorgt für ein kollektives und auch individuelles Bewusstsein für die Probleme, die diese Fußballweltmeisterschaft mit sich bringt. Es ist wichtig, dies nicht zu ignorieren, sondern es bewusst zu machen.

12. Fußball wirbt für mehr Offenheit und Diversität

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Der internationale Fußball wird immer offener und geht aktiv und bewusst mit Themen wie Homosexualität, Diversität und weiteren wichtigen Themen um. Besonders nun, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar, werden diese Themen so wichtig wie nie zuvor.

Nicht nur deutsche Spieler setzen sich bewusst für einen Umschwung im Fußball und ganz bewusst im Gastgeberland Katar ein und möchten mit ihren Aktionen, wie zum Beispiel dem Tragen einer Regenbogenbinde ein Zeichen setzen. Dieses Sport-Event kann dazu beitragen, den Fußball offener und diverser zu gestalten und vom maskulinen Sport zu einem Event für alle zu werden.