Als das Grab Jesu nach hunderten Jahren geöffnet wurde, machten Wissenschaftler eine bahnbrechende Entdeckung

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Das heutige Israel beherbergt einige der am meisten verehrten heiligen Stätten des Christentums, aber keine ist so wichtig wie die Grabeskirche, in der sich das Grab Jesu befinden soll. Nach jahrhundertelangem Verfall aufgrund von Wasser- und Bauschäden begannen Wissenschaftler im Oktober 2016 endlich mit einer längst überfälligen Renovierung des Grabes.

Als sie zum ersten Mal seit Hunderten von Jahren eine Marmorplatte entfernten, lag darunter eine nie zuvor gesehene Entdeckung. Laut Aufzeichnungen wurde das Grab Jesu in der Nähe des Ortes seiner Kreuzigung errichtet. Das Bauwerk sollte sowohl seinen Körper als auch das Kreuz, an dem er starb, umschließen. Mittlerweile wissen die Historiker einiges über die heutige Grabeskirche.

1. Frühe Renovierungen

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Die Grabeskirche, die von der Mutter Kaiser Konstantins gegründet wurde, erlebte verschiedene Umbauten, die durch die jahrhundertelange Anwesenheit von Kreuzrittern stark vorangetrieben wurden. Der Glockenturm der Kirche stürzte 1545 ein, sodass die Franziskanermönche die lange vernachlässigte Kirche selbst renovierten. Dazu gehörte auch eine der ersten Säuberungen des Edicule, des Schreins, in dem sich das Grab Jesu befindet.

Die Franziskanermönche versiegelten das Grab dann 1555. Um die Städte zu schützen und um zu verhindern, dass eifrige Pilger das eigentliche Felsgestein berühren, auf dem einst der Körper Jesu lag, legten die Mönche eine Marmorplatte über das Kalksteingrab. Jahrhundertelang war es ungeöffnet geblieben. Archäologen wollten das Grab dann weiter ausgraben.

2. Eine frühere Entdeckung

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In den 1970er Jahren fanden weitere Ausgrabungen am besagten Ort statt. Der Ort, den Helena und Eusebius zum Grab Jesu erklärt hatten, war zunächst ein Tempel für die römischen Götter Jupiter oder Venus gewesen. Der Leiter der Ausgrabungen in den 70er Jahren, ein Franziskanerpater und Archäologe namens Virgilio Canio Corbo, vermutete, dass sich die Einfriedung der Kirche ungefähr an der gleichen Stelle befand wie zur Zeit Hadrians.

Das bedeutet, dass sich die Lage des Gebäudes seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. nicht verändert hat. Obwohl die Hypothese von Corbo angezweifelt wurde, sind anschließend Beweise aufgetaucht, die beweisen, dass dies tatsächlich der Ort des Grabes von Jesus war.

3. Jenseits der Stadtmauern?

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Weitere Ausgrabungen im zwanzigsten Jahrhundert brachten bahnbrechende Entdeckungen in der Grabeskirche zutage. Dazu gehörten mehrere Felsengräber und ein alter Kalksteinbruch, bei dem es sich vermutlich um die Überreste der ersten Kirche Konstantins aus dem Jahr 326 handelte, eine Beschreibung, die mit jener in der Bibel übereinstimmt. Diese Funde werfen ein anderes Licht auf den bisher bekannten Standort des Grabes von Jesus.

Eine weitere wichtige Frage ist, ob sich der jetzige Standort zur Zeit des Todes Jesu innerhalb der Stadtmauern Jerusalems befunden hat oder nicht. Laut der Bibel wurde er außerhalb der Stadtmauern begraben, die heutige Kirche und das Grab befinden sich jedoch innerhalb der Mauern der Altstadt von Jerusalem.

4. Mühevolle Kleinstarbeit

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Weitere Entdeckungen bewiesen jedoch, dass die Kirche in der Zeit unmittelbar nach Jesus Tod außerhalb der Stadt gelegen haben muss und die Mauern danach erweitert wurden.

Die Arbeiten konnten also beginnen und damit bot sich die einmalige Gelegenheit, das Innere des Grabes Jesu zu sehen. Das Team benötigte zehn Monate, um die Restaurierungsarbeiten an der Fassade des Gebäudes abzuschließen.

In mühevoller Kleinarbeit entfernten sie den Schimmel und die Wasserschäden von Hand und setzten moderne Schrauben zur Verstärkung der Wände und des Fundaments ein. Am 25. und 26. Oktober 2016 arbeitete das Team sechzig Stunden lang in der Grabeskirche, um die Marmorplatte zu entfernen.

5. Eine bahnbrechende Entdeckung

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Anschließend stellte sich heraus, dass sich unter der von den Franziskanermönchen 1555 angebrachten Marmorplatte eine weitere befand. Während die erste Marmorschicht strahlend weiß war, war die zweite grau, ein Zeichen für ihr hohes Alter und in der Mitte des Steins war ein beschriftetes Kreuz eingraviert.

Einige spekulierten, dass das Kreuz während der Zeit der Kreuzfahrer dort angebracht wurde, andere meinten, dass ein Riss in der Oberfläche des Kreuzes das Ergebnis eines Angriffs arabischer Eroberer noch vor den Kreuzzügen, um 1009, gewesen sein könnte. Eine Sache war aber klar: Der neu entdeckte Marmor musste mindestens so alt sein wie die ihn umgebenden Wände, also mindestens fünfhundert Jahre alt.

6. Flinkes Arbeiten ist gefragt

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In nur zwei Tagen Arbeit sammelte das Team viele Gesteinsproben aus den Tiefen der Grabkammer. Die Proben wurden dann im Labor datiert. Es dauerte ein Jahr, bis die Ergebnisse feststanden. Ein Archäologe setzte Wärmebildtechnik und Mini-Roboterkameras ein, um virtuelle Modelle von Schreinen zu erstellen und fand heraus, dass es möglich ist, dass der heutige Standort seit der Zeit Konstantins unverändert geblieben ist.

Neue Untersuchungen beweisen außerdem, dass die Grabplatte und die verborgene Abdeckung zuletzt im vierten Jahrhundert freigelegt wurden, im selben Zeitraum, in dem die erste Grabeskirche von Konstantin gebaut wurde. Die Analyse des Mörtels an der Südwand des Grabes stimmte mit der Datierung der Marmorplatte und der Abdeckung überein.

7. Selbst Kritiker waren beeindruckt

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Für das Team aus Athen und die Mönche, die die Arbeiten beaufsichtigen durften, war dies eine geradezu elektrisierende Nachricht. Die Ergebnisse der Ausgrabung brachten neue Fakten ans Licht, die die Sichtweise der Menschen in aller Welt auf die heiligste Stätte des Christentums für immer verändern werden. Selbst einige der Menschen, welche die Echtheit der Grabstätte Jesu anzweifeln, haben mittlerweile ihre Meinung geändert.

Der berühmte israelische Archäologe Dan Bahat, der den Wahrheitsgehalt von Corbos Behauptung, die Kirche befinde sich ungefähr an dem Ort, an dem sie vor fast zweitausend Jahren erbaut wurde, infrage gestellt hatte, erklärte, dass es keinen Grund mehr gebe, an der Echtheit der Stätte zu zweifeln.

8. Die Meinungen scheiden sich

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Auch wenn es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass der Leichnam Jesu tatsächlich unter dem bestehenden Grabmal begraben wurde, „haben wir wirklich keinen Grund, die Authentizität der Stätte abzulehnen“, sagt Bahat. „. Obwohl die protestantische Welt und viele Archäologen glauben, dass sich die eigentliche Stätte an einem Ort befindet, der Gartengrab genannt wird, haben die Ergebnisse der Ausgrabungen von 2016 eine Menge angesehener Experten überzeugt.

Zweifellos werden Archäologen und Forscher, die nach der historischen Wahrheit suchen, weiterhin bahnbrechende Entdeckungen machen, die neue Wahrheiten über die physische Geschichte hinter den Geschichten der Bibel ans Licht bringen. Aber für wahre Gläubige sind Funde wie der des Teams aus Athen belanglos.

9. Jerusalem, die Stadt der Erleuchtung

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Für viele reicht nur eine Reise nach Jerusalem, um sich von der Existenz des Grabes von Jesus Christus zu überzeugen. Wenn man der Stadt zum ersten Mal begegnet, ist es schwierig, nicht von ihrem Dasein überwältigt zu sein. Aufgrund des historischen Hintergrunds der Stadt pilgern dort jährlich viele interessierte Menschen hin und machen sich einen eigenen Eindruck über die örtlichen Gegebenheiten.

In der Altstadt werden die Besucher zahllose Pilger sehen, die jubeln, weinen, ihre Kinder segnen und ihre eigene Form der religiösen Erleuchtung erleben. Für sie ist die Authentizität der Stätten unerschütterlich, und die Antworten, die sie suchen, liegen einfach in ihrem Glauben.