Das Grab von Jesus von Nazareth scheint älter zu sein als weitläufig bekannt

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Seit jeher beschäftigt die Christen die Frage, wie alt das Grab von Jesus von Nazareth ist und was mit seinem Leichnam passiert ist, nachdem er von den Römern gekreuzigt wurde. Im Neuen Testament wird uns die Geschichte erzählt, dass Jesus vor über 20 Jahrhunderten verstorben ist, aber neue Erforschungen legen nahe, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist.

Wie Forscher nun herausgefunden haben, scheint das Grab nicht nur älter zu sein als weitläufig bekannt, sondern es gibt auch eine andere Erzählung davon, was mit Jesus passiert sein könnte, nachdem er in Jerusalem begraben wurde. Die Geschichte scheint mit Konstantin den Großen eine Wende zu nehmen.

1. Jesus wurde gekreuzigt und in Jerusalem begraben

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Häufig wird davon berichtet, dass Jesus, nachdem er von Kreuz abgehängt wurde und die Römer festgestellt hatten, dass er gestorben war, sie ihn in sein Grab legten. Der Leichnam wurde sogar von einem römischen Wächter bewacht. Man wollte den Mann, der den Machthabern Probleme bereitete, zur Seite schaffen.

Viele Jahre vergingen bis Konstantin der Große, der erste König in dieser Region das damalige Christentum annahm und in Jerusalem einen heidnischen Tempel abreißen ließen, um dort eine christliche Kirche bauen zu lassen. Und wie es aus den Erzählungen überliefert ist, fand seine Mutter Helen bei den Bauten der neuen Kirche, das Grab von Jesus.

2. Die Grabeskirche erfuhr viele Modernisierungen

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Doch die Kirche, die heute am selben Ort existiert, ist nicht dieselbe, die Konstantin der Große errichten ließ. Nachdem die Sassaniden an die Macht gelangt waren, zerstörten sie diese im Jahr 614. Doch nachdem Heraklius, ein weiterer christlicher Herrscher an die Macht gelangte, baute er das christliche Gottestaus wieder auf.

Die Kirche wurde im Laufe der Jahrzehnte danach weitere Male zerstört und aufgebaut. Mal war es ein Erdbeben, mal Feuer, dass das von Mythen umwobene Gebäude zum Teil oder ganz zerstörte. Während der Herrschaft der Muslime in diesem Gebiet, zerstörte der damalige Herrscher, Al-Hakim bi-Amr Allah die Grabeskirche erneut. So musste das Gebäude mehrfach wieder aufgebaut werden.

3. Große tolerante Geste des nachfolgenden Kalifen

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Sein Sohn, Ali az-Zahir, der ihm als Kalif folgte, wollte ein friedlicheres Zusammenleben und erlaubte den Wiederaufbau der Grabeskirche. Doch es dauerte viele Jahre bis die Kirche wieder ganz aufgebaut und erneuert werden konnte. In dieser Zeit fielen auch die vielen Kreuzzüge, die letztendlich die christlichen Patriarchen zu den Führern in der Region machten.

Das war Ende des 11. Jahrhunderts. Danach folgten langwierige Rekonstruktionen, die bis 1555 andauerten. Man verdankt es den franziskanischen Mönchen, dass sie sich um einen vollständigen Wiederaufbau der Kirche und des Grabes von Jesus kümmerten. Doch dieses hat man bis vermutlich 1555 nicht zu Gesicht bekommen.

4. Die Untersuchung wird erst 2015 zugelassen

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Man glaubt, dass das Grab erst im Jahr 1555 in der Mitte der Kirche platziert wurde. Andere Forscher wiederum vermuten ein früheres Datum. Gesicherte Daten gibt es nicht. Doch die Suche nach dem exakten Datum läuft weiter. Viele denken nun, dass es im 11. und 12. Jahrhundert gewesen sein muss, als die Grabeskirche von Kreuzzüglern wieder aufgebaut wurde.

Die Erforschung rund um das Grab von Jesus wird auch durch die Interessen der vielen christlichen Richtungen verhindert oder verlangsamt. Erst im Jahr 2015 einigten sich die sechs verschiedenen Stränge, die die Grabeskirche kontrollieren und die Entscheidungen darüber gemeinsam fällen, eine Untersuchung zuzulassen.

5. Die Nationale Technische Universität von Athen erhält das Forschungsprojekt

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Eine neue, umfassende Untersuchung wurde den Forschern an der Nationalen Universität von Athen erlaubt, die mit ihrer Arbeit im Jahr 2015 begannen. Zunächst galt es bei der Restauration, die Gerüste zu entfernen und das uralte Gebäude durch attraktivere Stabilisatoren zu befestigen.

Die Engländer hatten Jerusalem bis 1947 regiert und für die Stabilisierung der Grabeskirche eine provisorische Lösung gefunden. Professor Antonia Moropoulou leitete das große Projekt mit 50 Experten aus der Universität in Athen. Es war eine knifflige, langwierige Aufgabe, die sehr viel Expertenwissen voraussetzte. Die Professorin hatte jahrelange Erfahrung in der Restauration von alten Gebäuden und konnte mit ihrem erfahrenen Team die Arbeiten im Jahr 2016 beginnen.

6. Das Stahlgerüst wird entfernt

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Nachdem das Innere der Kirche von den Stahlgerüsten bereinigt wurde, sah die Kirche schon etwas anders aus. Doch die leitende Restauratorin Antonia Moropoulou musste auch die Wahrheit aussprechen und der Öffentlichkeit mitteilen, dass das Gebäude durch Risse beschädigt worden war und dass es sich um eine sehr schwierige Aufgabe handeln würde, die Grabeskirche zu restaurieren.

Neben der Stabilisierung des Gesteins standen weitere Arbeiten an. So mussten das Kerzenwachs, das über die Jahre durch die Pilger entstanden war, weil sie in dem Gebäude ihre Kerzen anzündeten, entfernt werden. Zudem war das Gebäude von den jahrelangen Ausscheidungen der vielen Tauben zu bereinigen, damit die Kirche wieder in voller Pracht erleuchten konnten.

7. Die Grabeskirche erstrahlt

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Auch Bonnie Burnham, Präsidentin des „Monument Fund“ war der Meinung, dass beide Arbeiten das Gebäude transformieren ließen. Sowohl das Entfernen des Gerüstes als auch die Bereinigung des Gebäudes war notwendig. Nun konnten die Pilger die Kirche in einem anderen Licht betrachten und genießen.

Vorher wurde den Pilger durch das Gerüst die Sicht auf die innere Kuppel verwehrt, und zudem sorgte der Schmutz dafür, dass die Bilder unter diesem nicht mehr zu sehen waren. Nun konnten die Besucher nicht nur zum Beten in die Kirche kommen, sondern auch die uralte Kunst bestaunen. Doch nachdem die ersten Arbeiten erledigt waren, warteten auf dem Team weitere, kompliziertere Aufgaben.

8. Das Gebäude wird verstärkt

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Als Nächstes stand die Aufgabe an, die Fassade zu bereinigen. Dafür wurde der Schmutz mit Wattestäbchen an den Marmorplatten abgetragen. Und wenn es notwendig war, Platten zum Reinigen zu entfernen, wurden sie nach der Säuberung wieder an derselben Stelle angebracht, wo sie ursprünglich zu finden waren.

Und nachdem die Kirche weiter bereinigt wurde, kam die rote Farbe der Marmorplatten wieder zum Vorschein. Sie war hinter dem jahrelangen Tauben-Schmutz und den Rauch- und Wachsflecken verborgen, die die Tauben und die Pilger durch ihre Kerzen verursacht hatten. Das Gebäude wurde im Ganzen mit einem Titanband verstärkt und wo es nötig wurde, hat man mit einem Fugenmix den Grundboden der Platten erneuert.

9. Die Marmorplatten über dem Grab von Jesus werden entfernt

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Am 26. Oktober 2016 war der entscheidende Moment gekommen. An diesem Tag wurden die Platten, die vermutlich bereits um 1555 auf dem Grab von Jesus gelegt wurden, entfernt. Zu diesem Zeitpunkt war die Kirche zwar für Besucher geschlossen, aber es waren neben den Forschern und Technikern auch Vertreter der Kopten, der Griechisch-Orthodoxen Kirche und der Franziskaner anwesend.

Während man sich einen Blick auf das Grabbett von Jesus erhofft hatte, fanden die Schaulustigen zunächst lediglich einige Trümmer darin vor. Doch darunter eröffneten sich weitere Platten und anhand des Gesteins konnten die Forscher sagen, wann dieses Grab gebaut sein könnte. Das war einer der Höhepunkte der Ausgrabungen.

10. Speziallabor untersucht die Mörser

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Die Trümmerteile, Mörser und Platten wurden weiter untersucht und Teile, die Aufschluss über das Jahr der Errichtung geben sollten, wurden in ein Speziallabor geschickt, damit sie auf ihr Alter hin untersucht werden konnten. Und tatsächlich konnte im November 2017 bestätigt werden, dass sich bei den Teilen um Bestandteile aus dem 4. Jahrhundert handeln könnte, als Konstantin der Große die Grabeskirche errichten ließ.

Es wurde auch die Höhle gefunden, von der man vermutet, dass Jesus darin beigesetzt worden sein könnte. Die Leiterin der Restauration teilte der Öffentlichkeit mit, dass es sich dabei nicht nur um eine erfolgreiche Erforschung für ihr Team handelte, sondern für gesamte Menschheit.

11. Die Grabeskirche hat ihren Ursprung im 4. Jahrhundert

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Forscher glauben, dass Konstantin Fachleute auf die Suche von Jesus Grab schickte, nachdem er zum Christentum konvertiert worden war. Und als die Fachleute ihre Suche beendet hatten und bei ihrem König angaben, dass sich das Grab sehr wahrscheinlich unter einem heidnischen Tempel befand, wurde es von ihm entfernt, damit er darauf die Grabeskirche bauen konnte.

Heute im 21. Jahrhundert hat man die Spuren bis nach Konstantin und viele Jahre davor nachverfolgt und herausgefunden, wo Jesus Leichnam beigesetzt sein könnte. Man vermutet, dass es die Höhle ist, die unter dem Grab mit Trümmerteilen gefunden wurde. Und die Platten weisen darauf hin, dass sie aus dem 4. Jahrhundert stammten oder wahrscheinlich noch viel früher gebaut wurden.