Das größte Flugzeug der Welt startete in den Himmel

Bild: Imago / ZUMA Press

Der 13. April 2019 sollte zu einem ganz besonderen Tag in der Geschichte von Flugzeugen werden. An diesem Tag würde sich das, bis dato größte Flugzeug der Welt zum ersten Mal in die Lüfte erheben. Sollte dieser Schritt gelingen, so würde dieser Tag auf alle Fälle in die Geschichte eingehen.

Würde es dieses massive Trägerflugzeug tatsächlich schaffen, in die Weiten des Himmels aufzusteigen und erfolgreich zu fliegen? Die Vorbereitungen und Tests beliefen sich über viele Monate, bevor der große Tag endlich gekommen war. Lest hier die ganze, unglaubliche Geschichte von „Roc“, dem größten Flugzeug in der Geschichte der Menschheit.

1. Ein unglaublicher Flieger

Das Flugzeug wurde nach einem Adler aus der Mythologie benannt. Die Flügel waren so breit, wie ein American-Football-Feld. Damit der „Jungfernflug“ jedoch glücken würde, so wurde ein Fläche an Asphalt benötigt, welche über mindestens 12.000 Fuß verfügte, um das erfolgreiche Abheben zu ermöglichen.

Am Boden versammelten sich diverse Fotografen und neugierige Zuschauer, welche den Start von „Roc“ unbedingt mit ansehen wollten. Und als das Flugzeug tatsächlich gen Himmel aufstieg, bot sich sämtlichen Personen ein einmaliger Anblick, welchen sie wohl nie wieder vergessen werden. Bei diesem Ereignis dabei gewesen zu sein, ist ein absolutes Privileg und jeder, der das Glück hatte, wird sich noch lange erinnern.

2. Die Anfänge

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Aber lasst uns zunächst einmal einen Schritt in die Vergangenheit zurückgehen. Bis hin ins Jahr, als das Projekt seinen Ursprung fand. So startete das Projekt Stratolaunch Systems im Jahr 2010 „hinter verschlossenen Türen“, abseits der Öffentlichkeit. Ein Jahr später gaben die Gründer Paul Allen und Burt Rutan von Scaled Composites ein öffentliches Statement ab.

Der ursprüngliche Plan war, mit einem Flugzeugträger eine Trägerrakete in weite Höhen zu schicken und später dann die Trägerrakete in den Weltraum zu schicken. Diesen Raketen, welche von Rutan und Allen konstruiert wurden, war es sogar möglich, vollständig ohne Fracht und Besatzung ins Weltall zu fliegen.

3. Umweltbewusstsein?

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Sollte es tatsächlich gelingen, einen Flugzeugträger zu konstruieren, welcher Raketen bis auf eine gewisse Höhe brachte, so könnte auf diesem Wege jede Menge Treibstoff eingespart werden, welcher bis dato bereits beim Start auf der Erde gezündet wurde. Eine revolutionäre Idee, welche auch der Umwelt zugute kommen würde?

Nachdem die beiden Gründer ihre Idee publik gemacht hatten, befand sich das Projekt bereits am Laufen. Der Prototyp „Scaled Composites Stratolaunch (Roc)“ war bereits in Arbeit und machte Hoffnung auf große Revolutionen. Und gleichzeitig gab es noch mächtige Unterstützung durch die Firma „Elon Musks SpaceX“, welche sich zum Bau der Rakete verpflichtete, welche vom Träger gestartet werden sollte.

4. Der geeignete Ort für den Bau

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Um ihre Vision zu verwirklichen, benötigte das Unternehmen sehr viel Platz. Ein Ort welcher so groß war, dass dort Fahrzeuge in Größe eines Schiffes gebaut werden konnten. Im Jahre 2013 wurde schließlich der passende Platz dafür gefunden. Ein Hangar, welcher über eine Größe von mehr als 92.000 Quadratmetern verfügte. Dieser befand sich am „Mojave Luft- und Raumhafen“ in Mojave, Kalifornien.

Das gesamte Unternehmen war hoch motiviert und rechnete fest damit, dass bereits im Jahr 2015, zwei Jahre später, der erste Testflug erfolgen würde. Damals rechnete noch niemand damit, dass das Projekt von „Roc“ sehr viel mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als ursprünglich angenommen.

5. Großes Interesse

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Doch selbst als klar wurde, dass das Projekt deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, als ursprünglich geplant, zog es sehr viel Interesse auf sich. Sollte die Intension des Teams tatsächlich gelingen, so wäre es das erste Unternehmen, was diesbezüglich aus privater Tasche finanziert wurde.

Des Weiteren waren die Raketen, welche an Bord von „Roc“ eines Tages gezündet werden sollten, äußerst robust und widerstandsfähig. So war es ihnen unter anderem möglich, auch bei schlechten Wetterverhältnissen wie Regen zu starten. Ohne hierfür ein spezielles Launchpad zu benötigen. Dies würde für deutlich mehr Flexibilität bezüglich der Raumfahrten sorgen und sie von bestimmten Standorten deutlich abgrenzen.

6. Der Revolutionär

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Es war stets die Art von Paul Allen gewesen, sämtliche Grenzen der Innovation zu überschreiten. So hatte der Unternehmer damals die Washington State University verlassen, um einem Programmierjob in Boston nachzugehen. Gemeinsam mit seinem Freund Bill Gates verließ er damals Harvard und gemeinsam gründeten sie das Unternehmen „Microsoft“.

Und wie es scheint, ist der erste Impuls häufig doch wertvoller, als ein jahrelanges Studium. Doch Paul Allen war noch lange nicht am Ende. Im Laufe der Jahre verwendete er sein Vermögen, welches sich auf rund 20,3 Milliarden US-Dollar belief, immer wieder in neue Projekte. Und er hatte schon immer ein großes Interesse am Weltraum gehabt.

7. Das Projekt ging weiter

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Nachdem die Männer „Roc“ im Jahr 2014 mehr Aufmerksamkeit gewidmet hatten als den dazugehörigen Raketen, verzögerte sich deren Mission. So war das Unternehmen gezwungen, seine Pläne „umzulenken“ und ihren Fokus vermehrt auf andere Schwerpunkte zu verlegen.
Immerhin ging es um das größte Flugzeug der Welt, welches eine Flügelspannweite von 385 Fuß besitzen würde.

Die Pläne von Paul Allen und Burt Rutan gingen nahezu ins Grenzenlose. Würde der riesige Vogel, welcher rund 590.000 kg schwer war, tatsächlich aufsteigen? Die Hoffnungen waren groß, allerdings waren auch realistische und begründete Zweifel vorhanden. Was wäre, wenn es nicht fliegen würde? Was wäre das für ein Skandal?

8. „Rocs“ Details

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Um das Trägerflugzeug „Roc“ überhaupt erst ins Leben zu rufen, wurden für seinen doppelten „Zwillingsbau“ zwei gebrauchte Flugzeuge des Typs „Boeing 747-400“ verwendet und diese miteinander verbunden. Weiterhin war es mit sechs „Pratt & Whitney-Triebwerken“ ausgestattet.

Durch diese Verwendung wurde vom Unternehmen jede Menge Geld eingespart, weshalb sich die Männer auch für diese Option entschieden hatten. Am Ende wäre das Flugzeug dazu in der Lage, stolze 1.380 Meilen (ca. 2.221 km) zu fliegen, und seine Mission in der Luft damit ausführen zu können. Sämtliche Teile würden hierzu beitragen. Paul und Burt waren mehr als gespannt darauf zu sehen, ob nun auch der Start gelingen würde.

9. Ein individuelles Design

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Trotz diverser „Ersatzteile“, welche von herkömmlichen Maschinen angebaut wurden, besaß „Roc“ noch immer seinen ganz eigenes, individuelles Design. So verfügte der Flieger zum Beispiel über 28 Räder, welche ihn beim Start und bei der Landung unterstützen würden.

Ferner gab es zwei separate Cockpits. Das rechte war für den Piloten und seine Crew vorgesehen, das linke enthielt sämtliche Fluginstrumente. Und obwohl bereits im Jahre 2015 angekündigt wurde, das Flugzeug spätestens im Jahr 2016 in die Lüfte zu erheben, verzögerte sich der komplexe Plan erneut. Es gab einfach noch zu viel zu tun und Paul Allen und seine Mannschaft legten sich ins Zeug…

10. Das erste Mal draußen

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Tatsächlich dauerte es bis Mai 2017, als das Trägerflugzeug zum ersten Mal aus seinem Hangar herausgeholt wurde. Jetzt war es endlich an der Zeit, mit diversen Bodentests zu beginnen, bevor das Flugzeug in den Himmel steigen würde. So musste auch die angekündigte Startdemonstration auf 2019 verschoben werden.

In den nächsten Monaten musste sich „Roc“ jeder Menge Tests unterziehen. Darunter diverse Rollversuche auf der Startbahn. Und im Januar 2019 erreichte das Flugzeug einen weiteren Meilenstein. Nachdem es mit 127 Meilen pro Stunde (ca. 204 km/h) war, hatte die Spitze damit begonnen, sich allmählich vom Boden abzuheben. Sollte es nun endlich so weit sein?

11. Mediale Aufmerksamkeit

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Nachdem am Boden immer mehr Tests durchgeführt wurden, so wurden auch langsam aber sicher die Medien auf den Flugzeugträger aufmerksam. So versammelten sich langsam immer mehr Menschen und Fotografen am Flughafen Mojave in Kalifornien. Stets in der Erwartung, von etwas Spektakulärem Notiz zu nehmen und dies natürlich auch festzuhalten.

Und am 13. April 2019 war auch schließlich der große Tag gekommen, an welchem „Roc“ endlich abheben sollte. Das Flugzeug unternahm einen unangekündigten Startversuch und raste die Landebahn entlang, um nach vielen Metern schließlich in die Lüfte zu steigen. Die Überraschung war phänomenal und Zuschauer und Crew konnten es kaum fassen.

12. Ein einmaliges Erlebnis

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Luft- und Raumfahrtfotograf Jack Beyer sagte gegenüber der Space.com: „Es war äußerst überraschend und phänomenal beim Start dieses riesigen Fliegers beiwohnen zu dürfen. In gewisser Weise habe ich aber damit gerechnet, dass diese Mission so viel Zeit in Anspruch nehmen würde und dass einige Ankündigungen zu voreilig waren.“

Doch nicht nur Beyer, sondern auch diverse weitere Menschen durften eine spektakuläre Show von „Roc“ miterleben. Obwohl der Flug des Schiffes gerade erst begonnen hatte, hielt es sich schon so mühelos und sicher in den Lüften. Ganz offensichtlich hatten Paul Allen und seine Mannschaft alles richtig gemacht! Wir ziehen den Hut vor so einer Leistung.

13. Hoch hinaus

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Etwa zwei Stunden lang hielt sich das Flugzeug in der Luft und erreichte eine Höhe von 17.000 Fuß. Mit 189 Meilen pro Stunde war das Flugzeug mit einer passablen Geschwindigkeit unterwegs. Zumindest für den ersten Versuch erschien dies äußerst beachtlich.

Auf Dauer muss das Flugzeug natürlich noch deutlich höher fliegen, um seine angedachte Mission erfüllen zu können. Schließlich soll es eines Tages als Raketenträger dienen und jene erfolgreich in unser Sonnensystem katapultieren. Bis es so weit ist, dürfte noch einiges an Zeit vergehen aber der erste Versuch war schon einmal geglückt und die jahrelange Arbeit hatte sich definitiv gelohnt!

14. Der Pilot berichtete

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Und auch Testpilot Evan Thomas, welcher „Roc“ an seinem Jungfernflug geflogen war, meldete sich gegenüber der Air & Space zu Wort und erzählte von seinen Erlebnissen: „Der Flug verlief reibungslos und ohne besondere Vorkommnisse. Und genau das ist es, was wir auf einem Jungfernflug erwarten!

Natürlich gab es noch einige Kleinigkeiten, welche auf lange Sicht noch perfektioniert werden müssen. Aber für den ersten Flug gibt es absolut nichts zu bemängeln und wir alle sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis!“
Es scheint ganz so, als hätte der erste Testflug nicht besser verlaufen können. Ganz bestimmt köpften Paul Allen und sein Team am Abend dieses Tages eine Flasche mit exzellentem Champagner…

15. Die Pläne gehen weiter

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Künftig soll das Flugzeug „Scaled Composites Stratolaunch“ kurz genannt „Roc“, dazu in der Lage sein, eine Flughöhe von mindestens 35.000 Fuß zu erreichen. In dieser Höhe wäre der Flugzeugträger dazu in der Lage, seine geplanten Missionen mit den Raketen problemlos durchzuführen.

Die Raketen, welche einst ins Weltall aufsteigen sollen, werden dann künftig an den Rumpfpaaren des Trägerflugzeugs eingeklemmt, bis sie gezündet werden. Wir alle sind gespannt, ob es dem Team gelingen wird, „Roc“ in Zukunft so zu perfektionieren, dass dieses Unterfangen nicht länger eine Wunschvorstellung bleibt. Und natürlich drücken wir Paul Allen und Co. sämtliche Daumen! Das war wirklich eine großartige Leistung.