Zu Beginn des 21. Jahrhunderts herrschten noch andere gesellschaftliche Normen. Während heutzutage Themen wie Homosexualität und Diversität glücklicherweise immer mehr Akzeptanz finden, wurden Menschen, die sich auf vielfältige Weisen in den Medien präsentierten, leider oft kritisiert. Das russische Pop-Duo „t.A.T.u.“ sorgte weltweit für Aufsehen, als es in katholischen Schuluniformen innig küssend im Musikvideo zu ihrem Hit „All the Things She Said“ auftrat.
Dies brachte Lena Katina und Julija Olegowna Wolkowa großen Erfolg, obwohl es gleichzeitig kontroverse Reaktionen auslöste. Die beiden brachen Tabus und waren Gesprächsthema Nummer eins. Seit ihrem internationalen Durchbruch sind mittlerweile über 20 Jahre vergangen. Auf den folgenden Seiten erfährst du, wie sich das Schicksal der beiden Sängerinnen in der Zwischenzeit entwickelt hat.
1. Die ersten Schritte
Im Jahr 1999 startete der Musikproduzent Iwan Nikolajewitsch Schapowalow ein Casting in Moskau, um die ideale Sängerin für sein Projekt zu finden. Aus Hunderten von Kandidatinnen wählte er die damals 14-jährige Jelena Katina aus. Nach den ersten Aufnahmen formte Schapowalow ein Duo und holte die ebenfalls 14-jährige Julija Wolkowa ins Team. Das Duo sollte ein kontroverses Image verkörpern, ähnlich Lolita, und durch angebliche lesbische Darstellungen für Aufsehen sorgen.
Im Sommer 2000 drohte das Projekt zu scheitern, da der Geldgeber Boris Renski den Erfolg anzweifelte. Trotzdem wurde im Dezember 2000 die erste Single „Я сошла с ума“ („Ja soschla s uma„, auf Deutsch: „Ich habe meinen Verstand verloren„) veröffentlicht und in Russland populär. Das dazugehörige Musikvideo thematisierte die Liebe zwischen Schulmädchen. t.A.T.u. erreichte internationalen Ruhm ab 2002.
2. Weltweite Anerkennung aufgrund des Erfolgs von „All the Things She Said“
Der Hit „All the Things She Said“ wurde stark von seinem Musikvideo beeinflusst. In dem Video tragen die beiden Sängerinnen katholische Schuluniformen und sind in einem intensiven Kuss zu sehen, während eine neugierige und skeptische Menschenmenge hinter einem Maschendrahtzaun sie beobachtet.
Der Songtext spiegelt die Gefühle der beiden Mädchen wider, die von Hilflosigkeit, Angst und Orientierungslosigkeit geplagt sind. Im Verlauf des Songs lernen sie jedoch, ihre Gefühle füreinander zu akzeptieren und öffentlich zu bekennen. Am Ende verlassen sie gemeinsam den Schauplatz, Hand in Hand, in Richtung aufgehender Sonne, während die Menge hinter dem Zaun zurückbleibt. Dies symbolisiert, dass nicht die Mädchen gefangen sind, sondern die Menschen in ihren engen Denkmustern.
3. Zusätzliche Kontroversen rund um t.A.T.u.
Die öffentlichen Aktivitäten der Band t.A.T.u., darunter das Küssen auf der Bühne, Konzerte in Unterwäsche und der Gebrauch von vulgären Ausdrücken in ihren Interviews, lösten sowohl national als auch international kontroverse Reaktionen aus. Im Jahr 2003 vertraten sie Russland beim Eurovision Song Contest mit dem Lied „Не верь, не бойся, не проси“ (deutsch: „Glaube nicht, fürchte nicht, bitte nicht„) und erreichten den dritten Platz. Vor dem Wettbewerb wurde viel darüber spekuliert, ob die beiden Sängerinnen während ihrer Performance einen Kuss austauschen würden. Die ESC-Organisation klärte auf, dass bei einem solchen Verhalten die Liveübertragung abgebrochen und stattdessen vorheriges Probenmaterial eingespielt werden würde.
4. Unerwarteter Absturz in der Popularität.
Die russische Musikgruppe t.A.T.u. sah sich nach mehreren Pausen der Herausforderung gegenüber, ihre früheren Erfolge zu wiederholen. Mit den Alben „Happy Smiles“ und „Waste Management“ konnten sie jedoch weder an ihre früheren Erfolge anknüpfen noch einen nennenswerten Eindruck auf dem Musikmarkt hinterlassen.
Weder das neue Album noch die daraus ausgekoppelten Singles schafften es in die Charts, und in den USA wurden nur 1.000 Kopien von „Waste Management“ verkauft, im Gegensatz zu den früheren Verkaufszahlen von 826.000 und 93.000 für ihre vorherigen Alben. Billboard.com bezeichnete diese Entwicklung als enttäuschend und führte sie auf mangelnde musikalische Qualität und schlechtes Marketing zurück. Nach Pausen musste sich t.A.T.u. erneut beweisen und zeigen, ob sie an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnten.
5. Die Auflösungen der Band t.A.T.u.
t.A.T.u. überraschten ihre Fans mehrmals mit der Ankündigung, die Band aufzulösen. In regelmäßigen Abständen legten sie auch Pausen ein, um sich auf ihre Solokarrieren zu konzentrieren, fanden jedoch immer wieder zusammen, um weitere Singles und Alben zu produzieren und gemeinsam auf Tour zu gehen. Persönliche Differenzen trieben die beiden Frauen auch auseinander.
Im Jahr 2011 trennten sie sich vorerst zum letzten Mal, kehrten jedoch zum zehnjährigen Jubiläum von 2012 bis 2013 für Auftritte auf großen Bühnen zurück. Im Februar 2014 verkündete Jelena Katina erneut das Ende von t.A.T.u., da sie eine weitere Zusammenarbeit mit Julija Wolkow für unmöglich hielt. Letztere wollte das Projekt fortsetzen und war bereit, Katina durch eine andere Sängerin zu ersetzen, aber dazu kam es nie.
6. Die berufliche Laufbahn von Lena Katina, einem Mitglied von t.A.T.u.
Jelena „Lena“ Sergejewna Katina wurde am 4. Oktober 1984 in Moskau geboren. Sie war Teil der Jugend-Musikgruppe „Непоседы“ (Neposedy) und trat 1999 t.A.T.u. bei. Sie agierte auch als Dolmetscherin aufgrund von Julijas mangelndem Englisch. 2003 wurde sie von Maxim auf Platz 10 der „Hot 100“ erotischsten Frauen gewählt. Seit 2009 fokussiert sie sich auf ihre Solokarriere und erzielte internationalen Erfolg. Ein Remix von „Never Forget“ aus 2012 erreichte in den US Dance/Club Charts nach acht Wochen die Spitze, ein Novum für russische Soloartists.
7. Die Entwicklung von Julia in t.A.T.u.
Julija Olegowna Wolkowa, geboren am 20. Februar 1985 in Moskau, zeigte früh Interesse an Musik und erlernte das Klavierspielen. Später besuchte sie eine Schule mit Schwerpunkten in Schauspiel und Tanz. Sie wurde Mitglied der Neposedy-Truppe, bevor sie sich mit Katina zu t.A.T.u. formierte. Anfangs sprach sie kaum Englisch und übernahm eine stumme, provokative Rolle.
Im Oktober 2004 unterzog sich Wolkowa einer Stimmband-Operation aufgrund von Überbeanspruchung, was ihre Fähigkeit, hohe Töne zu singen, beeinträchtigte. Trotz erfolgloser Versuche, die Operation zu vermeiden, konnte sie ihre hohen Töne nicht wiedererlangen. Neue Gesangstechniken, die die Stimmbänder schonen, ermöglichen ihr jedoch weiterhin eine musikalische Karriere.