Die Namen berühmter Kaiser, Feldherren und Dichter sind vielen Menschen ein Begriff – auch über ihr Leben und Schaffen ist mittlerweile viel bekannt. Allerdings sind historische Darstellungen nicht immer korrekt. Letztere wurden nämlich von Skulpturen, Porträts und Gemälden übernommen.
Allerdings nahmen es Maler und Bildhauer damals nicht immer zu genau. Immerhin war es mit ihr Bestreben, ihrem Auftraggeber zu schmeicheln. Somit kamen viele Berühmtheiten bei offizieller Präsentation etwas besser weg als in der Realität. Und diesem Thema widmet sich der Beitrag.
Hier erfahren Leser, wie die bekannten Persönlichkeiten tatsächlich aussahen. Als Basis werden hierfür moderne Technologien wie computergenerierte Bilder und der 3D-Druck herangezogen.
1. König Tutanchamun – Der „Löwe des Nils“
Es stellt König Tutanchamun wohl einen der bekanntesten ägyptischen Herrscher dar. Er regierte das Land zwischen 1332 und 1323 vor Christus, wobei er nur zehn Jahre lang an der Macht war. 1922 entdeckte der Archäologe Howard Carter das Grab des Pharaos – in ihm war eine Vielzahl an Artefakten und Schätzen verborgen.
Während die Totenmaske des Herrschers auf ein jugendliches, makelloses Aussehen schließen ließ, sieht die Realität anders aus. Denn um die Gesundheit von Tutanchamun stand es schlecht.
DNA-Forschungen an der Mumie ergaben, dass der Pharao groß und zerbrechlich war. Er litt an Malaria, einer Knochenerkrankung, einem Schlägerfuß und einem infizierten, gebrochenen Bein. Zudem hatte er eine längliche Kopfform.
2. Imperator Nero – der vielseitige Herrscher
Im Alter von nur 17 Jahren übernahm Nero die Herrschaft über die Julio-Claudian-Dynastie. Von Beginn an stellten viele Leute die Autorität des Herrschers infrage. Und das, obwohl er vielseitig begabt war – er konnte singen, sichten, schauspielern und den Streitwagen führen.
Verachtet wurde er insbesondere aufgrund der Steuererhöhungen zur Finanzierung privater und öffentlicher Projekte. Als Rom im Jahr 64 nach Christus in Flammen aufging, kletterte er auf ein Dach und fing an zu singen. Er starb durch Selbstmord
Vor kurzem erstellten spanische Handwerker ein realistisches Abbild des Imperators – zur Inspiration verwendeten sie Büsten, Skizzen und Geschichten zum römischen Kaiser. Laut den Experten handelt es sich um eine punktgenaue Nachbildung.
3. Nofretete – die bekannteste ägyptische Königin
Nofretete regierte als Frau von König Echnaton über das Land. Ihr Haupt kann man auch heute noch an verschiedenen öffentlichen Plätzen bewundern. Bekannt ist besonders die wunderschöne Büste der Herrscherin – auf ihr hat sie gut definierte Gesichtszüge und einen eleganten Gesichtsausdruck. Die Skulptur stammt aus dem Jahr 1345 vor Christus.
Mithilfe von 3D-Bildgebungstechnologie bildete das Team der „Expedition Unknown“ das Gesicht Nofretetes 2012 digital ab. Dazu untersuchten sie die Überreste der Herrscherin.
Die Rekonstruktion durch Elisabeth Daynes nahm 500 Stunden in Anspruch. Tatsächlich ist die Nachbildung der Skulptur ähnlich.
4. Robert the Bruce – der Herrscher Schottlands
Von 1306 bis 1329 herrschte Robert the Bruce über das unabhängige Schottland. Er spielte bei der Erlangung der Autonomie des Landes eine wichtige Rolle, da er ebenfalls in die Guerillakämpfe gegen England verwickelt war. Als Robert I. bestieg er schließlich den Thron – im Vorfeld holte er sich den Segen von Papst Innozenz III. ein.
Mithilfe von 3D-Bildgebungsverfahren rekonstruierten Wissenschaftler der Universität Glasgow nun das Aussehen des schottischen Herrschers.
Nach der Untersuchung der Überreste des schottischen Herrschers gehen Experten davon aus, dass Robert I. an Lepra oder einer anderen Hautkrankheit litt. Das Leiden führte zur Degenerierung von Nase und Oberkiefer.
5. Julius Caesar – der wohl berühmteste Feldherr der Antike
Der Name Julius Caesar ist heute wohl jedem ein Begriff. Als Armeegeneral und römischer Staatsmann trieb er immerhin die stete Expansion des Römischen Reiches voran. So überquerte er den Ärmelkanal und den Rhein, um Großbritannien zu erobern.
Auch heute noch kann man zahlreiche Skulpturen des Herrschers bestaunen. Diese nahmen Wissenschaftler bei der Rekonstruktion des Aussehens von Julius Caesar zu Hilfe. Mittels 3D-Technologie scannten sie ein Marmorporträt, wobei man die 3D-Konstruktion auf jenem Fundament aufbaute.
Heute kann man die lebensechte Büste in Leiden, im Nationalmuseum für Antiquitäten, bewundern. Julius Caesar wollte als Diktator zahlreiche Reformen einführen – sie kamen beim Senat nicht gut an, weshalb er von ihm 44 vor Christus ermordet wurde.
6. Kleopatra – eine weltoffene Regentin
Über drei Jahrzehnte lang regierte Kleopatra die ägyptische Monarchie. Man nahm an, dass sie ein Kind mit Julius Caesar hatte. Letzterer half ihr dabei, ihre Position als Königin zu halten.
Kleopatra war gut ausgebildet. Sie konnte in verschiedenen Sprachen kommunizieren und galt als exotische Schönheit – außerdem besaß sie angeblich außergewöhnliche Verführungskünste. Zu einigen politischen Führern unterhielt sie strategische und sexuelle Beziehungen.
3D-Künstler verwendeten Skulpturen und Porträts, um das Aussehen der Herrscherin nachzubilden. Überraschenderweise hatte Kleopatra vergleichsweise herbe Gesichtszüge und eine etwas größere Nase.
7. Queen Elizabeth I: – die Jungfrau-Königin von England
Als Monarchin von England und Irland ging Queen Elizabeth I. in die Geschichte ein. Sie regierte zwischen 1558 und 1603. Sie war die illegitime Tochter von König Heinrich VIII. und seiner Frau Anne Boleyn, deren Ehe für nichtig erklärt wurde. Es dauerte einige Jahre, bis sie die Thronfolge antreten konnte.
Mehrere Kunstwerke stellen das Antlitz der ehemaligen Herrscherin dar. Mat Collishaw stellte auf Basis derer hyperrealistische animatronische Maske aus dem Gesicht von Königin Elizabeth I. her. Ausgestellt wird dieselbe im Haus der Königin, wo sie über eine Kette mit einem dahinter liegenden Spiegel verbunden ist.
Die Maske kann Mund und Augen bewegen. Außerdem folgt sie dem Betrachter durch den Raum.
8. William Shakespeare – ein einzigartiger Dichter
William Shakespeare ist weltweit bekannt. Die Werke des Dichters werden auch heute noch verfilmt und liefern Stoff für zahlreiche literarische Vertonungen. Historiker interessieren sich aber nicht nur für die Stücke des Poeten, sondern auch für sein Aussehen.
Einen Hinweis auf Letzteres liefert Martin Droeshouts Radierung. Hier sieht man, dass William Shakespeare kahl war und einen Bart trug. Im Jahr 1975 wurde auch die Totenmaske in London gefunden. Diese Art von Masken entstand, indem man Gips auf das Gesicht der Verstorbenen auftrug.
Dr. Caroline Wilkinson war 2010 es auf Basis dieses Abdrucks möglich, die Gesichtszüge des Dichters in einem 3D-Bild genau herauszuarbeiten.
9. George Washington – der erste Präsident der Vereinigten Staaten
Der amerikanische Staatsmann ist auf der ganzen Welt bekannt. Er wurde nach dem Unabhängigkeitskrieg im Jahr 1787 zum Präsidenten gewählt. Offiziell regierte er zwischen 1789 und 1797.
Bei der Gründung der Bundesregierung nahm George Washington eine Schlüsselrolle ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Gründervater heute im ganzen Land verehrt wird. Abbildungen von ihm gibt es übrigens viele. Es stellt sich aber die Frage, ob George Washington tatsächlich so aussah.
Aus zahlreichen Porträts erstellten Forscher nun ein computergenerierte Bild des ersten Präsidenten. Die lebensechte Darstellung gleicht dabei durchaus den Gemälden.
10. Mary Stuart – die Königin der Schotten
Mary Stuart regierte zwischen 1542 und 1567. Sie ging damit als erste Regentin in die Geschichte ein. Es wuchs die Königin am französischen Königshof auf, bevor sie wieder nach England zurückkehrte.
Historiker stellten sich über viele Jahre hinweg die Frage, ob Mary Stuart tatsächlich genauso, wie auf den Gemälden aussah. Mithilfe einer 3D-Darstellung gelang es den Fachkräften schließlich, das Antlitz der Königin zu rekonstruieren. Dafür orientierten sich die Experten nicht nur an Porträts, sondern gleichermaßen an biografischen Darstellungen.
Das Ergebnis ist tatsächlich den Gemälden ähnlich, während natürlich kleine Abweichungen zu sehen sind.
11. Richard III. – der Tyrann Englands
Einen guten Ruf hat König Richard III. heute nicht unbedingt. Er ist mittlerweile als Tyrann bekannt, wobei er in England zwischen 1483 und 1485 regierte.
Nicht nur William Shakespeare bezeichnete den König als Tyrannen, sondern auch die Tudors waren mit ihm unzufrieden und setzten ihn schließlich ab.
Geht es um das Aussehen des Herrschers, gab es in den letzten Jahren neue Erkenntnisse. 2012 wurde der Körper von Richard III. in einer Tiefgarage gefunden und exhumiert. Nach einigen Tests war es Forschern möglich, ein 3D-Bild zu rekonstruieren. Auch nahmen die Wissenschaftler dafür Dokumente zu Hilfe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, die obigen Darstellungen zeigen, dass es in puncto Geschichte immer noch viel zu entdecken gibt. Es ist dabei durchaus faszinierend, dass Forscher sogar die Antlitze antiker Persönlichkeiten rekonstruieren können. Somit bleibt es spannend: In den kommenden Jahren sind nämlich weitere und noch genauere Erkenntnisse dieser Art zu erwarten