Flutkatastrophe bringt geheimes Nazi-Versteck ans Tageslicht

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Die verheerende Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat auch im Hagener Stadtteil Eckesey schwerwiegende Schäden verursacht. Bei den notwendigen Aufräum- und Renovierungsarbeiten wurde offensichtlich ein geheimes Nazi-Versteck gefunden. Hier wurden zahlreiche Devotionalien aus der Zeit des Dritten Reiches gefunden.

Der 39-jährige Geschichtslehrer Sebastian Yurtseven hatte bei seiner Tante bei Aufräum- und Renovierungsarbeiten geholfen. Das Haus wurde von der Flut stark verwüstet. Eine aufgeweichte Rigipsplatte hatte sich bei den Arbeiten von einer Wand gelöst. Dahinter hatte sich über die vielen Jahrzehnte ein versteckter Schacht befunden. Zunächst wurde hier eine Zeitung aus dem Jahr 1940 entdeckt.

1. Geheimes Nazi-Versteck nach Jahrzehnten entdeckt

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Geschichtslehrer Sebastian Yurtseven berichtet, dass ihm Unmengen von Schriftstücken und anderen Gegenständen entgegenfielen. Hier fand er einen Revolver, Gasmasken, ein NSDAP-Parteiadler, Schlagringe, ein Porträt von Adolf Hitler und eine vergoldete Gürtelschnalle mit Hakenkreuz. Der Geschichtslehrer hatte sofort nach seiner Entdeckung das Stadtarchiv von Hagen informiert.

Insgesamt wurden zwölf Kartons an Material an das Stadtarchiv Hagen übergeben. Das Gebäude wurde zur Zeit des Dritten Reiches als Dienststelle der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) verwendet. Diese Organisation kümmerte sich beispielsweise um die Verteilung von Gasmasken und Lebensmitteln oder die Kinderlandverschickung. In dem Gebäude wurde Geschichte geschrieben.

2. Ein geschichtsträchtiges Gebäude

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Der Archivar Hubertus Wolzenburg vom Hagener Stadtarchiv berichtetet weiter, dass er Listen fand, die dokumentierten, wie viel Fleisch, Milch, Eier und Brot an Familie Meier, Müller, Schmidt verteilt wurde. Anscheinend hatte ein bislang noch nicht ermittelter Bewohner den durch die Flutkatastrophe gefundenen Schacht mit Devotionalien aus der Nazi-Zeit befüllt.

Im April 1945 marschierten die Amerikaner in Hagen ein. Nach der Zeit des Dritten Reiches hat der bislang unbekannte Bewohner des geschichtsträchtigen Gebäudes den Schacht als eine Art Mülleimer verwendet, erklärt Hubertus Wolzenburg weiter. Hier wurden neben den ganzen Schätzen auch Schuhe, Zigarettenstummel, Pfeifenutensilien und ein Kalender aus dem Jahr 1961 gefunden.

3. Die Bewohnerin hatte keine Ahnung

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Die jetzige Eigentümerin und Bewohnerin des Gebäudes wusste offensichtlich gar nichts von dem Versteck aus der Nazi-Zeit. Die Immobilie hat sie in den 1960er Jahren gekauft. Nur durch die Flutkatastrophe im Sommer 2021 kam dieser nun wieder ans Tageslicht. Der Fund hat auf der ganzen Welt für großes Aufsehen gesorgt.

In dem Schacht lagen seit mehr als 75 Jahren diverse Erinnerungsstücke verborgen. Unter den Fundsachen war auch ein dramatischer, über hundert Jahre alter Liebesbrief. Archivar Hubertus Wolzenburg von Hagener Stadtarchiv und Geschichtslehrer Sebastian Yurtseven erreichen seither unzählige Anfragen aus der ganzen Welt.

4. Die ganze Welt interessiert sich für den Fund

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Die Auswertung des Fundes erfolgte im Hagener Stadtarchiv. Zusammen mit den Devotionalien aus der Nazi-Zeit wurde eine weitere Sensation ans Tageslicht gebracht. Ein sogar aus der Kaiserzeit stammender dramatischer Liebesbrief sorgte ebenfalls für großes Aufsehen. Der Gärtner Rudolf Busch hat diesen im Jahr 1905 verfasst.

Mit anrührender Beklommenheit gesteht er seiner Nachbarin Hedwig Wiedey seine Zuneigung. Er wollte ihr schon lange persönlich die Botschaft mit Rosen überbringen, habe es sich aber letztlich immer nicht getraut. Rudolf Busch schreibt seiner angebeteten Hedwig Wiedey, dass er sie mit der ganzen Glut seines Herzens liebt.

5. Ein Liebesbrief aus der Kaiserzeit

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Weiter schreibt der romantische Gärtner, dass er an keinem Ort mehr Ruhe finde. Er habe zu tief in ihre verlockende Augen gesehen. Egal was er gerade macht, er muss ständig an Hedwig denken. Diese Ungewissheit muss ihn verrückt gemacht haben. Eigentlich dürfe er als dummer Gärtner nicht die Anmut haben, in ihre Augen zu schauen.

Aber er findet keinen anderen Ausweg mehr. Darum bitte er seine „teure Hedwig“, dass sie ihn nicht länger in der Ungewissheit lasse. Wenn sie nur ein ganz klein wenig für ihn empfindet, so soll sie ihn es wissen lassen.

6. Versteckter Schacht fungierte als Versteck

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Hedwig Wiedey hat seine Ungewissheit offensichtlich aufgeklärt. Wie Recherchen aus dem Hagener Stadtarchiv ergaben, nahm die Liebesgeschichte kein gutes Ende. Die Nachbarin hat im Jahr 1913 einen anderen Mann geheiratet. Der Gärtner Rudolf Busch hat die Stadt verlassen.

Der Liebesbrief steht zwar nicht im Zusammenhang mit der Nazi-Zeit, gab jedoch ein wenig Aufschluss über den versteckten Schacht. Hedwig Wiedey hat den Brief in den Schacht geschmissen, der über Jahrzehnte als Versteck diente, bis die Flutkatastrophe im Sommer 2021 kam. Es ist immer wieder interessant zu sehen, welche Schätze auch nach so vielen Jahren gefunden werden.

7. Ein historisch wichtiger Fund

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Dieser historisch wichtige Fund ist nur ein weiteres Beispiel dafür, was für wertvolle Schätze in Deutschland noch vergraben und versteckt sind. Auch Experten sind davon sehr begeistert. Dieser Fund gibt eine klare Auskunft darüber, wie Dienststellen der Nationalsozialisten auf lokaler Ebene gewirkt und gehandelt haben.

Dr. Ralf Blank, der Fachdienstleiter Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen sagt, dass in der Forschung immer noch zu wenig über das Denken und Handeln der Nazis bekannt ist. Jeder Fund sei ein kleines Puzzlestück, dass Licht ins Dunkle bringe. Die spektakulären Devotionalien aus der Zeit des Dritten Reiches werden nun konserviert und im Stadtmuseum Hagen ausgestellt.

8. Relikte aus der Nazi-Zeit auf der ganzen Welt verteilt

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In versteckten Tunnelsystemen, Burgruinen, Alpenseen oder sogar in Lateinamerika, nahezu auf der ganzen Welt sind verborgene Schätze aus der Nazi-Zeit versteckt. Immer wieder gibt es neue Spekulationen und Mythen. Vieles liegt noch im verborgenem. Schatzsucher brauchen neben den finanziellen Mitteln vor allem Skrupellosigkeit und Hartnäckigkeit.

Und dennoch sind viele Schätze aus der Nazi-Zeit wohl wahrscheinlich für immer verschwunden. Nach dem Einmarsch der Alliierten in Deutschland im Jahr 1945 wurden nur wenige Verstecke mit wertvollen Inhalten entdeckt. Bis heute gibt es nur wenige Hinweise über den Verbleib der größten Nazischätze.