Von Krankenhauskost ist man es gewohnt, dass sie nicht immer ganz schmackhaft aussieht. In einem Altenheim sollte die Qualität des Essens jedoch etwas besser sein. Dass das leider nicht immer so ist, musste der Frührentner Jürgen feststellen. Das Essen schien ihm ungenießbar und er hatte nicht das Gefühl, als würde Besserung einkehren.
Irgendwann entschloss er sich, die Kost zu fotografieren. Er knipste jede Mahlzeit und lud sie auf Facebook hoch. Es dauerte nicht lange, bis die Heimleitung sich einschaltete. Doch statt sich zu entschuldigen, drohte sie Jürgen mit dem Rauswurf. Hier erfahren Sie, wie Jürgen auf dieses unglaubliche Verhalten reagierte.
1. Rentner fotografiert sein Essen
Jürgen ist 64 Jahre alt und ehemaliger DJ. Als er an einem schweren Lungenleiden erkrankte, musste er in Rente gehen. Als ob das nicht schlimm genug wäre, wurde ihm seine Wohnung gekündigt. Die Sozialhilfe reichte nicht aus und so steckten die Behörden Jürgen kurzerhand in ein Altenheim. Und das, obwohl er dafür eigentlich noch viel zu jung war.
Das Schlimmste: Jürgen wiegt inzwischen nur noch 45 Kilogramm. Das Essen ist laut Jürgen nicht nur von schlechter Qualität, sondern auch viel zu wenig. Deshalb verliert er immer mehr an Gewicht. Mit Fertigprodukten könnte Jürgen noch leben. Dass er jeden Tag hungrig zu Bett gehen muss, ist für den Frührentner aber zu viel des Guten.
2. Das Essen muss für alle reichen
Jürgen hatte am Ende genug davon, jeden Abend hungrig zu Bett zu gehen. Als er jedoch einmal um einen Nachschlag bat, fuhr ihn eine Pflegekraft an. Das Essen müsse für alle reichen und wenn er mehr wolle, solle er sich seine Lebensmittel selbst kaufen. Ein schlechter Scherz für Jürgen, dessen spärliche Rente kaum für den Platz im Altenheim reicht.
Da Jürgen aufgrund seiner schweren Erkrankung stark eingeschränkt ist, kann er auch nicht ohne weiteres zum nächsten Supermarkt fahren. Er ist stets auf die Hilfe anderer angewiesen, und die erhielt er leider nicht immer. Vor ein paar Jahren hätte er nicht gedacht, dass er mal Hunger leiden müsse.
3. 100 Euro Taschengeld im Monat
Jürgen ist darauf angewiesen, dass ihm das Altenheim vernünftiges und vor allem ausreichend zu Essen zur Verfügung stellt. Jürgen bekommt gerade einmal 100 Euro Taschengeld pro Monat. Davon muss er Hygieneartikel wie Rasierklingen und Seife kaufen, Geld für Notfälle zurücklegen und seinen Mobilfunkvertrag bezahlen.
Außerdem will er sich ab und zu auch mal etwas gönnen. Da sind Grundnahrungsmittel meist einfach nicht drin. Zumal Jürgen im Altenheim auch gar keine Möglichkeit hat, sein Essen selbst zuzubereiten. Die Köche vor Ort haben keine Zeit, Jürgen weitere Extrawünsche zu erfüllen, da sie jeden Tag mehrere dutzend Bewohner betreuen müssen. Die Situation ist zum Verzweifeln.
4. Zu wenig Geld für Internet
In seinem Altersheim hat Jürgen kein WLAN. Das wenige Geld, das ihm zur Verfügung steht, reicht nicht für einen festen Anschluss. Also bat er eine Freundin darum, die Bilder ins Netz zu stellen. Sein Ziel: auf die schlechte Altenheim-Kost aufmerksam machen. Dabei ging es ihm gar nicht um sich selbst.
Jürgen wollte zeigen, wie es in Altenheimen in ganz Deutschland läuft. Er malte sich aus, vielleicht ein paar Leute zu erreichen. Niemals hätte er damit gerechnet, dass seine Bilder mehrere tausend Menschen sehen würden. Doch genau so kam es. Mehr als 20.000 Leute folgten der Seite innerhalb kürzester Zeit.
5. Unterstützung von einer Partei
Bis heute hat der Frührentner dutzende Bilder seines Frühstücks, Mittagessens und Abendessens auf Facebook geteilt. Jürgen geht es aber nicht darum, die Verantwortlichen anzuprangern. Er möchte auf die Situation aufmerksam machen und dadurch eine Veränderung bewirken. Gleichzeitig möchte er aber auch Unterstützung für sich selbst gewinnen.
Mehrere tausend Menschen folgen der Seite inzwischen und es werden jeden Tag mehr. Gepflegt wird die Seite von Eva, sie ist eine Bekannte von Jürgen und Mitglied einer Partei in Österreich. Sie setzt sich für die Interessen des Frührentners ein und versucht, auch vor Ort eine Veränderung zu bewirken. Es gibt also endlich Hoffnung.
6. Jürgen wünscht sich Unterstützung
Die Seite „Jürgen fotografiert sein Essen“ wächst schnell. Mehr als 20.000 Leute hat Jürgen inzwischen um sich geschart. Auch wenn Jürgen durch seine Idee bislang viel Ärger hatte, so steht er dennoch dazu. Inzwischen haben auch viele andere Altenheim- und Krankenhausbewohner damit begonnen, Essensbilder zu posten.
Dem Frührentner würde es schon reichen, wenn ihn ein oder zwei von diesen Followern ab und zu im Heim besuchen würden. Er wünscht sich jemanden, der Zeit mit ihm verbringt oder auch mal mit ihm einkaufen geht. Freunde oder Familie hat Jürgen fast keine mehr. Außer seiner Bekannten Eva, die regelmäßig mit dem Frührentner telefoniert.
7. Muss Jürgen das Heim verlassen?
Jürgen wollte die Missstände in der Seniorenresidenz aufdecken. Dabei war es ihm wichtig, anonym zu bleiben. Zu groß war die Angst, Ärger mit der Heimleitung zu bekommen. Doch leider ist genau das passiert. Das Altenheim bekam Wind von Jürgens kulinarischen Bildern und konfrontierte ihn damit.
Wenig später gab Jürgen auf Facebook an, er werde aus dem Heim geworfen. Da reichte es zur Abwechslung mal dem Altenheim. Die Verantwortlichen widersprachen Jürgens Aussagen. Man habe zwar über die Bilder gesprochen, ein Rauswurf stand jedoch nie im Raum. Immerhin ist Jürgen ein zahlender Gast und in der Seniorenresidenz nach wie vor willkommen.
8. Ist Jürgen ein Lügner?
Der Frührentner Jürgen machte mit seiner Facebookseite schnell von sich reden. Als sich die Heimleitung einschaltete, kamen jedoch einige Ungereimtheiten ans Licht. Jürgen hatte sich immer wieder darüber beklagt, dass alle Mahlzeiten püriert serviert wurden. Wie sich herausstellte, war dies nur bei Jürgen der Fall. Der konnte aufgrund seiner Lungenkrankheit nämlich gar nicht richtig kauen. Andere Anwohner erhielten feste Portionen.
Jürgens Untergewicht war keine Folge der kleinen Portionen. Wie der Chef der Seniorenresidenz mitteilte, war Jürgen bereits unterernährt eingetroffen. Und das auch nicht vor zwei Jahren, wie Jürgen angegeben hatte, sondern erst kurz bevor er die ersten Bilder ins Netz stellte.
9. Was macht Jürgen heute?
Jürgen beschwerte sich im Netz über das schlechte Essen in seinem Altenheim. Die Heimleitung widersprach jedoch und konnte Jürgens Beschwerden zum größten Teil widerlegen. Nur für die Portionsgrößen fanden die Verantwortlichen keine Ausrede. Hier besteht definitiv noch Verbesserungspotenzial.
Jürgen hat inzwischen schon länger keine Bilder mehr ins Netz gestellt. Seine Facebook-Seite läuft aber weiterhin erfolgreich. Nutzer präsentieren selbst ihre Essenserfahrungen in Altenheimen, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Da gibt es Menschen, deren Abendessen aus einem einzigen Knödel besteht. Andere zeigen undefinierbare Speisen und Mahlzeiten, bei denen die Hälfte fehlt. Jürgens Ziel, auf das Problem aufmerksam zu machen, hat er also definitiv erreicht.