Lärm, Verkehr und vor allem eines: Smog. Die Kombination aus durch Luftverschmutzung erschwertem Atmen, endlosen Staus und einer schier überwältigenden Menge an Autos kann das Leben in der Stadt in einen wahren Alptraum verwandeln. Doch der Versuch der Volksrepublik, den Überfluss an Autos in den Griff zu bekommen, verlief völlig anders, als geplant.
Politiker und Beamte in China hatten zunächst den Plan, die Verkehrsprobleme dadurch zu reduzieren, dass andere Fortbewegungsmittel gefördert werden. Diese Lösung sollte sich jedoch schon bald außer Kontrolle geraten. Davon übrig geblieben sind eigenartige „Felder“, für die es auf den ersten Blick keine Erklärung zu geben scheint.
1. Aus ungewöhnlichen „Feldern“ werden kreative Ideen
Als dann irgendwann Mathias Guillin – ein Fotograf aus der chinesischen Großstadt Shanghai – bemerkt hat, wie mit der Zeit immer mehr dieser Felder in ganz China entstanden, griff er sich schließlich seine Kamera und begann mit seiner Arbeit.
Seine Kreativität sah sich von den einzigartigen Feldern herausgefordert und so begann er, Bilder von diesen zu machen.
Mathias Guillin wurde schnell klar, dass er diese bizarren Erscheinungen einfach dokumentieren musste. Erscheinungen, die durch den Hang von Städten und deren Einwohnern zur Verschwendung verursacht worden waren. Am Ende der „Fotoshootings“ stand schließlich eine ganze Reihe beeindruckender und faszinierender Aufnahmen dieser „Felder“.
2. Zu viele Autos und eine Lösungsidee
Das Halten und Nutzen eines Autos in einer Großstadt oder Metropolregion ist nicht nur eine relativ teure Angelegenheit. Es kann darüber hinaus auch eine sehr unpraktische sein, da man meist unendlich lange im Stau steht. Damit kommt automatisch die Frage nach Alternativen zum Auto auf.
Öffentliche Verkehrsmittel sind meist der erste Vorstoß und zunächst eine gute Sache. Aber auch sie sind keine perfekte Lösung. Seien es nun überfüllte Wagen, umständliche Linienstrukturen oder Verspätungen – auch öffentliche Verkehrsmittel können zahlreiche neue Probleme mit sich bringen. Daher werden die Menschen mit der Zeit selbst kreativ, um ihre Fortbewegung in der Stadt zu organisieren.
3. Sind Fahrräder die ideale Lösung?
Die verschiedenen Probleme, die sich hinsichtlich Autos und öffentlicher Verkehrsmittel ergeben, führten mit der Zeit zu einem hohen Anstieg an Fahrradfahrern.
Darin liegt auch der Grund, dass in den letzten Jahren immer mehr so genannte Bike Sharing Unternehmen in verschiedenen Städten der ganzen Welt gegründet wurden. Bike Sharing bezeichnet dabei das organisierte gemeinschaftliche Nutzen von Fahrrädern gegen ein entsprechendes Entgelt.
In China sind Fahrräder schon sehr lange eine praktische und effiziente Art der Fortbewegung. Vor allem seit den 1970er Jahren erfreuen sich Fahrräder in der Volksrepublik einer immer größeren Beliebtheit. Für mehrere Jahrzehnte waren Fahrräder dort sogar eine viel beliebtere Art der Fortbewegung, als Autos.
4. Regulation von Fahrrädern zur Förderung der Industrie
In den 90ern veränderten sich die Dinge dann erneut, denn die chinesische Regierung setzte strenge Regulationen für den Fahrradverkehr um. Hintergrund war, dass eine Förderung der Automobilindustrie angestrebt wurde und, dass die Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel stärker nutzen sollten.
Die Regelungen führten dazu, dass Fahrräder Mitte der 2000er kaum mehr ein Thema waren. Gleichzeitig waren die Städte in China völlig überfüllt mit Autos. Welche den Verkehr in den Städten Chinas – wie Shanghai oder Peking – in einen regelrechten Fluch verwandelten.
Dieser Effekt wurde durch den SARS Ausbruch noch verstärkt, denn nun mieden noch mehr Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel, um einer Ansteckung aus dem wegzugehen – und nutzten lieber das eigene Auto.
5. Geschäftsmänner mit einer hervorragenden Idee
Um dem Verkehrschaos Herr zu werden, wurde schließlich Ofo als kleines Studentenprojekt gegründet. In kurzer Zeit übernahm es die Straßen von Shanghai und inspirierte die Gründung weiterer ähnlicher Unternehmen – wie Mobike. Beides Bike Sharing Unternehmen. Es dauerte nicht lange, bis die Straßen wieder von Fahrrädern beherrscht wurden.
Das Fahren auf zwei Rädern statt vier, ließ viele Einwohner an frühere, einfachere Zeiten zurück denken. Die Fahrräder des Bike Sharing und praktisch und bereits zu einem geringen Preis zu fahren. Durch das Bike Sharing-System kann jeder ganz einfach den notwendigen Betrag einzahlen, fahren und das Fahrrad an jeder beliebigen Stelle wieder parken.
6. Bike Sharing boomt – was sollte schon schief gehen?
Die große Nachfrage nach den Fahrrädern trieb die Unternehmen dazu, eine große Flotte an Fahrrädern auf die Straßen zu bringen. Um den Menschen einen noch besseren Service zu bieten und möglichst viele dazu zu bringen, vom Auto aufs Fahrrad zu wechseln.
Doch dieser Plan ging schief. Die Zahl der Autos auf den Straßen wurde nicht weniger. Sie blieb in etwa gleich, doch jetzt kamen noch viele Fahrräder dazu. So führte die Taktik, die eigentlich für leerere Straßen sorgen sollte, zu noch überfüllteren. Überfüllt mit Autos, und jetzt auch noch überfüllt mit Fahrrädern.
Nach einiger Zeit wurden schließlich an verschiedenen Stellen Schilder aufgestellt, die das Fahrradfahren verbieten oder zumindest einschränken.
7. Fahrräder werden unbeliebt – mit bemerkenswerten Folgen
Die mit der abnehmenden Beliebtheit einhergehende Frage „wohin mit den Fahrrädern“ führte schließlich auf die Straße. Mangels Alternativen begannen sich die Fahrräder dort regelrecht anzuhäufen und wurden mit der Zeit zu wahren Verkehrshindernissen.
Fußgänger mussten sich sogar zwischen Haufen ungenutzter Fahrräder hindurch schlängeln, um an ihr Ziel zu kommen. Ein wahrlich absurdes Problem, das schnell gelöst werden musste. Schließlich wurde ein Plan erarbeitet, um die Städte von den Fahrrädern zu befreien. Die Fahrräder sollten mit LKWs gleichmäßiger in den Städten verteilt und ordentlich gestapelt werden.
Aber selbst mit diesem Vorgehen blieb das unansehnliche Chaos aus Speichen und Lenkern bestehen, sodass die Politik eine besser Lösung finden musste.
8. Eine neue Strategie gegen die unbenutzten Fahrräder
Bald war eine Taktik gefunden, um das Chaos an Drahteseln zu beseitigen. Die Fahrräder wurden in abgelegene Regionen verbracht während entschieden wurde, was nun mit ihnen passieren soll. Hunderttausende Fahrräder wurden an verschiedenen Stellen in ganz China einfach abgeladen und ihrem Schicksal überlassen. Sie belagerten Landfläche, ohne dabei irgendeinen Nutzen zu bringen.
So bizarr diese Entwicklung war, so wirtschaftlich ruinierend war sie für viele Unternehmen und deren Geldgeber aus der Fahrradbranche. War der Erfolg der Unternehmen im vorangegangenen Bike Sharing-Boom immer weiter gestiegen, so fielen die Unternehmenswerte jetzt im freien Fall nach unten. Doch so verschwenderisch diese Entwicklung auch war, ein kreativer Kopf sah darin eine ganz besondere Möglichkeit.
9. Kreativität kennt bekanntlich keine Grenzen
Der kreative Kopf, den diese Berge von Fahrrädern auf ganz neue Ideen brachten, hört auf den Namen Mathias Guillin. In diesen verschwenderischen und wenig ansehnlichen Denkmälern fehlgeschlagener Transportstrategien sah er die Möglichkeit, etwas Wundervolles zu kreieren. Denn Mathias Guillin ist Fotograf. Er nutzte seine mit einer Kamera ausgestattete Drohne, um das gigantische Ausmaß dieser „Pedalwüste“ einzufangen.
Seine künstlerischen Instinkte trafen damit voll ins Schwarze. Die Bilder ließen die verwahrlosten Fahrräder, die von unten betrachtet noch wie wahllos zusammengeworfen wirkten, plötzlich wie eine Art öffentliches Kunstprojekt aussehen. Die unterschiedlichen Muster und Farben ergaben durch die Kamera der Drohne ein wirklich beeindruckendes Bild.
10. Nutzlos und doch wunderschön
Das komplexe und chaotische Erscheinungsbild der „Fahrradhaufen“ sorgt für visuelle Stimulation in den Augen des Betrachters. Mit den vielen unterschiedlichen Farben und Anordnungen haben die Bilder, mit etwas Abstand, beinahe den Anschein eines impressionistischen Gemäldes. So unschön es auch ist, eine solche Verschwendung an Ressourcen sehen zu müssen, so cool sind dennoch die Bilder, die hier entstanden.
Bestimmte Aufnahmen von Guillin lassen die Fahrräder schon beinahe bedrohlich wirken. Wie bunt eingefärbte Gruppen von Soldaten, die die Übernahme eines feindlichen Gebietes anstreben. Die meisten der aufgehäuften Fahrräder sind leider durch die inzwischen kaputte Kettenmechanik nicht mehr nutzbar, oder auch mit anderen Fahrrädern verkantet.
11. Wie entwickelt sich die Fortbewegung in China weiter?
Die Menschen, denen die Fahrräder ursprünglich gehörten, suchen immer noch nach Lösungen, was aus diesen Relikten werden soll, die an die fehlgeschlagenen Versuche erinnern, China wieder zu einem Land der Fahrräder zu machen.
Für die nächste Zeit liegen die Fahrräder erst einmal weiter herum und erinnern jeden, der an ihnen vorbeikommt an alte Zeiten und den tiefen Fall einer übersättigten Fahrradindustrie.
Die Transportbranche ist eine der vielen Gründe für irreparable Schäden in China. Luftverschmutzung war dort schon immer ein Problem, und es wird schlimmer. Eine Zukunft, in der eine kopierte Skyline für Touristen errichtet wird, weil die tatsächliche Umgebung mit Smog belastet ist, will man sich kaum vorstellen.
12. Smog und Chemieabfälle belasten China ebenfalls
Was manche nur aus Katastrophenfilmen kennen, ist in China traurige Realität. Der Smog ist in China inzwischen so normal, dass die Menschen ihn jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit durchqueren, ohne überhaupt noch darüber nachzudenken. Was in vielen anderen Ländern womöglich dazu führen würde, dass man der Arbeit fern bleibt, ist in China mehr oder weniger alltäglich.
Nicht minder erschreckend sind Chemieabfälle, die in Flüssen und Seen im Wasser oder auch unter dem Eis zu finden sind und alles verunreinigen. Auch das sind viele Menschen inzwischen gewohnt, doch hin und wieder nehmen Bewohner etwas Wasser auf, um zu zeigen, wie schlimm die Situation inzwischen geworden ist.
13. Fische sterben in verseuchtem Wasser
Chemieabfälle, die in Gewässer geleitet werden, entstellen diese nicht nur optisch. Auch das Leben darin wird von den Abfällen mehr und mehr gefährdet. Da überrascht es nicht, dass Fischer mehr und mehr tote Fische aus den Gewässern fischen, die an den Chemikalien verendet sind.
Ein weiteres Problem für die Wasserbewohner sind Ölunfälle, bei denen Öl in die Gewässer gelangt. Teilweise müssen Menschen in Ganzkörperanzügen ins Wasser, um die Schäden wenigstens zu begrenzen, die auslaufendes Öl an Pflanzen und Tieren anrichten kann.
Erreicht ein Ölteppich erst einmal die Küste, braucht es oft sogar ein ganzes Team aus vielen Menschen, um die Verschmutzung irgendwie wieder in den Griff zu bekommen.
14. Chemieabfälle sind leider nicht die Einzigen
Hätten sie nicht ihren Grund in massiver Luftverschmutzung, könnte man fast meinen, dass die dichten Wolken über der Skyline von Peking ein beeindruckendes Naturschauspiel seien. Doch leider sind die Wolken trauriger Alltag.
Weit darunter, im Wasser würden sich die Wolken spiegeln. Würden, doch das Wasser ist vollkommen mit Müll gefüllt. Doch selbst das hält Kinder nicht davon ab, in solchen Gewässern schwimmen zu gehen.
Nach einer Überschwemmung verteilt sich der Müll aus dem Wasser in den Straßen. Doch erschreckenderweise sind die Menschen diesen Umstand inzwischen so sehr gewohnt, dass sie einfach durch das Chaos hindurchgehen und es gar nicht mehr beachten.
15. Industriegebiete verseuchen Luft und Wasser
Fabriken und Industriebetriebe pusten durch ihre Schornsteine unablässig verschmutzte Abgase in die Luft. Und leiten auch ihre Abwässer teilweise ungefiltert in Seen oder Flüsse. Traurigerweise sind die Menschen so gewöhnt an all das, dass sie daran vorbei fahren und den Smog achtlos hinnehmen.
Und auch die Gewässer, die das Abwasser aufnehmen, werden immer weiter belastet. Viele können überhaupt kein Leben mehr enthalten, sind nur noch bevölkert von giftigen Abwässern und toten Fischen. Allein die grüne Färbung vieler Flüsse und Seen reicht aus, um jedem Betrachter ein sehr unwohles Gefühl zu bescheren.
Die Abwässer verwandeln jede Landschaft in ein unansehnliches, tristes Chaos, in dem sich teilweise auch noch Müll stapelt.
16. Verschmutztes Weltwunder, verschmutzter Ozean
Beim Anblick des Abwassers, das bis in den Ozean gelangt und das dortige Wasser mit Fäkalien und allen möglichen anderen Abfällen verschmutzt, könnte man fast etwas traurig werden. Traurig darüber, wie schlecht wir mancherorts mit unserer Umwelt umgehen.
Sogar an der Chinesischen Mauer, einem der Weltwunder und gigantischen Erfolg Chinas, gibt es Ecken, an denen einfach achtlos Müll wie zum Beispiel leere Flaschen abgelagert werden. Kaum vorstellbar, wie ein so prächtiges Bauwerk so behandelt werden kann.
Allgemein ist die Verschmutzung in manchen Teilen Chinas wesentlich offensichtlicher, als in anderen. Manche Szenen, wie die einer Autoverbrennungsanlage, wirken beinahe wie von einem Filmset.
17. Achtlosigkeit der Menschen und konstanter Industriewachstum als Gründe
In China gibt es viele Kanäle, aber in manchen Orten sind diese so verschmutzt, dass die anstehenden Gebäude angefressen werden!
Für die Verschmutzungen sind die Menschen und die wachsende Industrie verantwortlich. Während manche ihren Müll aufräumen, suchen sich andere einfach einen Weg durch die Müllberge.
Traditionell wird in China Tai-Chi praktiziert, auch von vielen Schülern vor der Schule. Doch so gesund Tai-Chi ist, so ungesund ist der Smog, dem sie dabei ausgesetzt sind. Selbst bei der Hochzeit wird es schwierig, tolle Fotos zu kreieren. Durch den Smog ist sogar eine Maske notwendig, die das Foto sicherlich besonders macht. Nur nicht auf die Art, auf die ein Hochzeitsfoto besonders sein sollte.