Wissensvermittlung durch YouTube mit Spaß

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Der Mensch versteht es, aus Natur Kunst zu machen. Was mit Höhlenmalereien begann, mündete in besonders naturgetreuen Bildern und ausführlichen Naturbeschreibungen.

Doch wie soll man die Natur noch so abbilden, dass sie nicht verfremdet und gleichzeitig korrekt und interessant dargestellt wird? Zeichnungen, Abbildungen und Texte über natürliche Begebenheiten gibt es schon zur Genüge. In einer Zeit von Snapchat, YouTube und Instagram wirken solche Methoden der Naturdarstellung geradezu antiquiert.

Doch es gibt 2 YouTuber denen es gelingt, die Natur auf korrekte und gleichzeitig spannende Weise abzubilden. Ihre Kunst besteht darin, die Natur selbst sprechen zu lassen. Ob Wespennester oder Ameisenhügel, die Resultate sind in jedem Fall sehenswert.

1. Der Anfang eines Erfolges

Bild: YouTube/Anthill Art

Ein Mann mit einer Idee, ein Bau von Feuerameisen und geschmolzenes Aluminium. Diese 3 Komponenten zeichnen für den Erfolg des YouTubers anthill verantwortlich. Flüssiges Aluminium auf einen Ameisenhügel zu gießen erscheint erst einmal sehr grausam. Doch letztendlich gelang es dem Künstler so etwas Außergewöhnliches zu schaffen.

In 2003 tauchte ein seltsames Video mit dem mehrdeutigen Titel „Geschmolzenes Aluminium auf Feuerameisenkolonie geworfen.“ auf YouTube auf. Der mehrdeutige Titel hinderte das Video nicht daran, immense Berühmtheit zu erlangen. Allerdings halten sich Bewunderer und Skeptiker die Waage.

Aber Kontroversen steigerten die Bekanntheit und den Erfolg nur noch weiter. Aber was genau steckt dahinter? Wie kontrovers lässt sich das Video wirklich diskutieren und wie lehrreich ist das ganze?

2. Was war in dem Video?

Bild: YouTube/Anthill Art

Zu Beginn des Videos sieht man einige Nahaufnahmen eines Ameisennestes im Gras. Gleichzeitig sieht man den filmenden, wie er eine Flüssigkeit abmisst und in einen Eimer gibt. Anschließend schüttet der Filmer die Flüssigkeit durch ein Loch in das Nest.

Bei der fraglichen Flüssigkeit handelt es sich tatsächlich um geschmolzenes Aluminium. In dem Moment, als der Eimer sich neigt sieht der Zuschauer die Flüssigkeit funkeln während sie ins Nest strömt.

In genau diesem Moment entwickelt der Haufen ein scheinbares Eigenleben. Als das geschmolzene Metall in die Strukturen des Baus eindringt, durchfährt ein Gurgeln, schmatzen und heftiges Wackeln den Haufen. Kurz darauf steht er wieder still.

3. Wissenschaftlicher Nutzen

Bild: YouTube/Anthill Art

Nach dem Übergießen mit Aluminium grub der Künstler das Nest vorsichtig mit einem Sparten aus. Dabei zerstörte er die Außenwände. Auf diese Weise bildete er die Struktur eines Ameisenhaufens ab.

Die Bauten von Ameisen sind höchst komplex. Das feinäderige Tunnelsystem erstreckt sich unterirdisch auf mehreren Ebenen. Auch interessant: Eine Crew von Ameisen arbeitet unermüdlich daran, dass das Tunnelsystem in Takt bleibt.

Füllt man nun flüssiges Aluminium in das Nest läuft es in die Tunnel des Ameisenbaus. Sobald das Metall erkaltet verfügt der Künstler über ein exaktes Modell der Tunnelstrukturen. Diese bleiben als Abdrücke im Metall zurück. Da solche Modelle besonders akkurat sind können sie ideal für Bildungs – und Forschungszwecke verwendet werden.

4. Über Künstler und Kunstwerk

Bild: YouTube/Anthill Art

Das Video wurde von einem YouTube-Nutzer namens Anthill arts hochgeladen. Seine Arbeit besteht darin, verschiedene Dinge in Aluminium zu gießen unter anderem auch das Ameisennest. Nach der Veröffentlichung auf YouTube verkauft er seine Werke bei Ebay.

Aber diese Kunstwerke sind nicht nur hochinformativ sondern auch von atemberaubender Schönheit. Das Kunstwerk aus dem Video von 2003 beispielsweise war ganze 9 kg schwer und 45,7 cm hoch. Wirklich ein wahrer Augenschmaus!

Um es in Zahlen zu belegen: Dem Kunstwerk gelang es, die Leute in seinen Bann zu ziehen. Innerhalb von wenigen Monaten bekam das Video schon über 7 mio. Klicks. Bis Heute ist die Anzahl der Aufrufe auf eindrucksvolle 94 mio. angewachsen.

5. Kritik am Künstler

Bild: YouTube/Anthill Art

Trotz aller Bewunderung sorgte das Video aber auch für enorme Kritik.
Viele Zuschauer bezeichneten es, als grausam heißes Aluminium in einen Ameisenhaufen zu gießen besonders dann, wenn die Ameisen sich möglicherweise noch in den Tunneln befänden.

„Beim Anschauen deines Videos hat sich mir erst der Magen umgedreht bevor ich richtig sauer wurde“, schrieb ein schlechtgelaunter Zuschauer auf der Facebook-Seite von anthill. „Wie kannst du dich nur als Künstler bezeichnen? Siehst du Mord etwa als Kunst an? Anscheinend schon!“, so der Kommentar weiter.

Auch von Kritik an seiner Person bleibt der Künstler nicht verschont. Unter seinem YouTube-Video muss er sich beispielsweise die Vermutung gefallen lassen, dass er nur Lust am Quälen habe und deshalb solche Videos produziere.

6. Bedenken zum Tierschutz

Bild: YouTube/Anthill Art

Andere fielen in den Chor der Entrüstung ein. Dabei denken sie hauptsächlich an das Verhältnis zwischen Kunst und Tierschutz.

„Es ist nicht richtig Tausender Kleinstlebewesen im Namen der Kunst abzuschlachten. Das ist einfach nur unmenschlich.“ Lautet einer der Kommentare unter dem YouTube-Video.

Paul Hetherington, der Sprecher der Insektenschutzorganisation „Buglife“ versucht gegenüber einer Zeitung zu vermitteln: „Wenn sich keine Tiere in dem Bau befinden haben wir nichts gegen das Ausgießen des Baus, da so ein Bewusstsein für die Komplexität eines Ameisenhügels entstehe. Sollten sich allerdings noch Ameisen im Bau befinden, wäre das eine unbeschreiblich grausame Art sie zu töten, da sie quasi bei lebendigem Leib gekocht würden.“

7. Stellungnahme des Künstlers

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Am Ende erreichte die Kritik ein solches Ausmaß, dass der Künstler sich gezwungen sah, eine Stellungnahme abzugeben. So sagte er, dass es sich bei der gefilmten Ameisenkolonie um eine Kolonie von Feuerameisen gehandelt habe.

Feuerameisen seien besonders für ihre stark brennenden Bisse bekannt. Aufgrund dieser Bisse versuchten zahlreiche Regierungen ohnehin den Bestand zu dezimieren.

Grundsätzlich versucht der Künstler immer, seine Kunst auf verantwortungsvolle Weise zu produzieren. „Für meine Kunstwerke suche ich immer nach leeren Nestern, auch wenn das manchmal dann doch nicht so klappt. Trotzdem gehe ich sehr behutsam vor. Die Nistplätze sind immer noch voller Ameisenvölker.“ Dies ließ der Künstler 2013 gegenüber der Metro verlauten.

8. Bleibende Beliebtheit

Bild: YouTube/What’s Inside?

Trotz einiger Kontroversen über die Entstehungsart oder den Kunstgeschmack eines ist unbestreitbar: Natur mithilfe von möglichst naturgetreuen und gleichzeitig auch künstlerischen Machwerken darzustellen ist eine Methode, die sich verdientermaßen immer noch sehr großer Beliebtheit erfreut.

Dass die Follower-Zahlen bei Anthill nicht abreißen ist ein ausschlaggebender Beweis für diese Behauptung.
Doch es gibt auch noch andere Künstler, die auf ihre ganz eigene Weise versuchen die Natur und ihre Schönheit für ein größeres Publikum verständlich zu machen. Dafür wollen sie nicht abbilden – sondern aufschneiden.

Mit dieser Methode haben Dan und sein Vater Lincoln ihren ganz eigenen großen Erfolg erzielt. Highlight war hier sicherlich das Aufschneiden eines Wespennestes.

Doch nach einer Weile sammelten die Clips von Dann immer mehr Zuschauer. Tausende schauten sich die Videos und abonnierten Dans Kanal. Daraufhin fragten die Beiden ihre neue Fangemeinde, was sie denn als nächstes aufschneiden sollten. Als sie diesen Anforderungen nachkamen, wuchsen die Fanzahlen weiter an.

9. Wie alles anfing

Bild: YouTube/Anthill Art

Das war allerdings nicht das erste Experiment dieser Art, das Vater und Sohn zusammen durchführten. Alles begann im Jahr 2014, wo Dan in der zweiten Klasse auf einer Grundschule in Kaysville, Utah im Rahmen eines Klassenprojektes eine selbst gestellte Frage beantworten sollte. Die Ergebnisse sollte er auf einer Pinnwand präsentieren.

Dan machte schließlich die Frage, was denn in Golfbällen enthalten sei zu seinem Projekt. Vater und Sohn verbrachten also einen ganzen Nachmittag damit, sich durch einen Fußball, einen Tennisball, einen Basketball und einen Golfball zu schneiden.

Dan hielt alles auf Video fest und stellte diese auf YouTube ohne mit vielen Klicks zu rechnen.

10. Der Kanal entsteht

Bild: YouTube/Anthill Art

Der Kanal der Beiden erhielt bald den passenden Namen „What’s inside?“. Jetzt laden sie jedes Wochenende ein neues Video hoch.

Bis heute haben sie die unterschiedlichsten Dinge aufgeschnitten unter anderem eine Drohne, eine Schaufensterpuppe, ein Kaleiduskop und die Rassel einer Klapperschlange.

Verbunden mit dem Aufschneiden von Dingen, vermittelten die Beiden immer eine Botschaft oder eine Lektion, die dem Zuschauer mit auf den Weg gegeben werden sollte. Das Wespennest wurde ein Special für den November 2015. Aber um heraus zu finden, was sich im Innern eines Wespennests befindet mussten sie erst einmal eines finden. Und das war leichter gesagt als getan.

11. Die Suche nach dem Wespennest

Bild: Imago / McPHOTO

„Wir sind rausgegangen und haben gesucht. Aber die Wespennester in unserer Nähe waren alle sehr klein mit unwahrscheinlich viele Wespen drin“, erzählt Dan freimütig in seinem YouTube-Video. Da in freier Wildbahn kein geeignetes Wespennest aufzutreiben war beschlossen sie eines zu kaufen, und zwar an einem unerwarteten Ort.

„Wir waren bei Ebay! Da kann man Wespennester von Leuten kaufen! Dieses hier habe ich für 30 Mäuse von einem aus Wisconsin gekriegt.“, erklärt Dan. In seinen Händen hielt er einen großes Paket aus Pappe und ein scharfes Messer, bereit Allen seinen Neuerwerb vorzuführen.

„Hoffentlich kommen da jetzt keine Bienen raus“, war sein Kommentar, als er den Karton aufschnitt.

12. Was ist in dem Paket?

Bild: YouTube/Anthill Art

Sein Vater übernahm das Entfernen der zweiten Schutzschicht. Als er allerdings seine Neuanschaffung sah, überkam ihn Eckel. Alle 3 waren geschockt, als Dan das Riesennest endlich ausgepackt hatte. Das Nest war größer als von Allen erwartet. Als das Nest ausgepackt war, äußerte Dan Unwohlsein bei dem Gedanken, dieses Nest im Esszimmer seines Hauses zu sezieren.

Kai und Lincoln überzeugten ihn jedoch vom Gegenteil. Um den Zuschauern die Größe des Nestes zu verdeutlichen, platzierten sie es zwischen anderen Gegenständen. Und wirklich, zwischen einem Golfball und einem Fußball erschien das Nest besonders groß.

Jetzt schlüpfte Dan in seine Gummihandschuhe und fing an das Nest aufzuschneiden. Alle drei fürchteten ein wenig um ihr Leben, falls sich das Wespennest als Bienennest entpuppen sollte. Doch diese Angst erwies sich als unbegründet. Alle konnten es kaum erwarten das Nest von innen zu sehen.

13. Was ist drin?

Bild: YouTube/What’s Inside?

Während Dan durch die Papier dünnen Schichten schnitt, wuchs die Aufregung weiter. Schließlich hielt Lincoln die beiden Hälften hoch und fragt, ob die Zuschauer das innere des Nestes wirklich sehen wollten.

Das Experiment von Dan und seinem Vater zeigt, dass ein Wespennest aus vielen kleinen Abteilen besteht, in denen sich die Wespen um ihre Larven kümmern. Die Erwachsenen Wespen versorgen die Larven mit zerkauten Raupen, bis die Larven sich schließlich verpuppen. Dann haben sie einen Zwischenstatus zwischen ihrem Larvendasein und einer ausgewachsenen Wespe erreicht.

Auch in dem Videoclip äußern alle drei Bewunderungen für die Arbeit der Wespen. Lincoln fasziniert es besonders, dass in dem Nest immer noch Eier zu finden sind. Dan beschreibt die Bauweise des Nestes als „unglaublich“ und bezieht sich dabei die kleinen Kämmerchen begutachtet, die sich die Insekten zur Versorgung der Larven gebaut haben.

14. Erfolgreicher Channel

Bild: YouTube/What’s Inside?

Am Ende des Videos diskutieren die 3 noch, was sie jetzt wo sie es aufgeschnitten haben, mit dem Nest machen sollen. Letztendlich einigen sie sich darauf, das Nest erst einmal in Dans Garage zu lagern. Mit dieser Entscheidung beschließen sie ihr Video.

Es ist nicht weiter überraschend, dass das Wespenvideo bis heute mehr als 35 Mio. Mal angeklickt wurde. Sonst generieren die wöchentlichen Uploads der Beiden zwischen 1 und 4 Mio. Klicks. Am erfolgreichsten war aber das Klapperschlangen Video mit über 80 Mio. Aufrufen.

Durch ihre Nachforschungen sammelten die Beiden rund 4,9 Mio. Follower allein auf ihrem YouTube-Kanal. Mit ihrer humorvollen Art Wissen zu verbreiten erreichen sie enorme Aufmerksamkeit. Im Sommer 2016 trafen sie sogar Bill Gates. Der zweite Boss von Microsoft lobte ein Video, in dem die Beiden durch das Aufschneiden eines Filters die Wichtigkeit von Trinkwasser verdeutlichten.