2005 machte Natalee Holloways eine inoffizielle Reise mit ihrer Schule. Das Ziel der Reise war die kleine Karibikinsel Aruba, welcher vor der Küste von Venezuela liegt. Doch die junge Schülerin kehrte nie mehr aus dem Land zurück. Sie verschwand und ihre Mutter Beth suchte über viele Jahre hinweg nach Hinweisen.
Für die Eltern eines Kindes kann es wohl nichts Schlimmeres geben, als wenn das eigene Fleisch und Blut spurlos verschwindet. Einige Zeit später kehrte die Mutter des Mädchens wieder auf die Insel zurück. In dieser 11-teiligen Bilderreihe möchten wir euch die Geschichte dieser Tragödie erzählen. Dabei erfahrt ihr, was wirklich geschehen ist.
1. Natalee, ein 18-jähriges Mädchen aus Tennessee
1987 wurde Natalee als ältestes von zwei Kindern geboren. Ihre Eltern Beth und Dave Holloway trennten sich jedoch 1993. Zu dieser Zeit war sie gerade einmal sechs Jahre alt. Ihre Mutter heiratete daraufhin den Geschäftsmann George “Jug” Twitty und die Familie zog nach Birmingham, Alabama.
Nach erfolgreichem Abschluss an der Mountain Brook High School wollte Natalee mit ihren Freunden einen Ausflug mit ihren Freunden machen. Ihre Mutter erlaubte es ihr, da sie eine Musterschülerin war und zudem ein Stipendium für die University of Alabama erhalten hatte. So flog sie im Mai 2005 mit 125 Schulfreunden und sieben Anstandsdamen nach Aruba.
2.“Ein kluges aber naives Mädchen”
Am 26. Mai 2005 brachte Mutter Beth ihre Tochter zum Flughafen. Sie verabschiedeten sich und der Teenager stieg in den Flieger. Immerhin hatte Stiefbruder George vor einigen Jahren eine ähnliche Reise gemacht. Da er unbeschadet wieder nach Hause kam, machten sie sich um Natalee keine Sorgen.
2019 erinnerte sich die Mutter noch einmal an die letzten Minuten mit ihrer Tochter. Sie schilderte den Ablauf und dachte damals, dass es nicht das letzte Mal sein würde. Im selben Atemzug sagte Beth auch, dass ihre Tochter “ein kluges aber auch naives Mädchen” war. Dass sie trotz der guten Leistungen in der Schule und der strengen Erziehung in eine solche Situation geraten würde, war unvorstellbar.
3. Wilde Partys in der Karibik
Als die Reisegruppe schlussendlich in Aruba ankam, seinen sie in einer echten Partylaune gewesen. Dies schilderte Gerold Dompig später der Zeitschrift “Vanity Fair”. Er leitet als Polizeikommissar die Ermittlungen. Seinen Erkenntnissen nach ging die Gruppe sogar so weit, dass die Hotelbetreiber die Gruppe nicht mehr empfangen wollen würde. “Wilde Partys”, “viel Alkohol” und “reges Sextreiben” seien die Gründe dafür gewesen.
Beth konnte sich dies nicht erklären. Schließlich sagte sie später, dass ihre Tochter alles andere als ein “Partylöwe” gewesen sei. Auf der Insel jedoch wäre sie jeden Tag so betrunken gewesen, dass sie das Frühstück stets ausfallen ließ. Die Teenager haben ihre neu entdeckte Freiheit voll und ganz ausgenutzt.
4. Am Tag der Abreise war Natalee nicht erschienen
Die Aufsichtspflicht während der Reise wurde von Bob Plummer, dem Klassenlehrer, übernommen. Er und die anderen Verantwortlichen hingen den Jugendlichen aber nicht stetig an den Fersen. Ihnen wurde ausreichend Freiraum gelassen, sodass sie sich amüsieren konnten. Immerhin galt Aruba keinesfalls als gefährliches Land.
Viele Amerikaner fliegen jedes Jahr dorthin. Es gibt einige Fast-Food-Ketten wie “Taco Bell” und “MC Donalds” dort, wodurch sie sich dort sehr heimisch fühlen. Das erklärt auch, weshalb die gesamten Vereinigten Staaten so schockiert von der Vermisstenmeldung waren. Am Tag des Rückfluges ist Natalee nämlich nicht erschienen. Zuletzt gesehen wurde sie am 30. Mai um 1:30 Uhr. Die Freunde des Mädchens riefen sofort ihre Mutter Beth an, um sie zu informieren.
5. George und Beth machten sich auf den Weg
Nachdem Mutter Beth über die Situation in Kenntnis gesetzt wurde, bestieg sie fünf Stunden später einen Privatjet. Gemeinsam mit ihrem Mann “Jug” flog sie nach Aruba, um Natalee zu suchen. Begonnen haben sie am letzten bekannten Ort. Während der ersten nächtlichen Suchaktion konnten die beiden bereits einige Informationen in Erfahrung bringen.
Natalee hatte mit Jorn van der Sloot, einem Teenager aus den Niederlanden und dessen Freunden Deepak und Satish Kalpoe gefeiert. Der Junge war damals 17 Jahre alt gewesen und studierte auf der International School of Aruba. In seiner späteren Zeugenaussage gab sich Van der Sloot als harmloser Bursche. Bei einer späteren Befragung des Hotelpersonals fand Beth heraus, dass er genau das Gegenteil war.
6. “Er neigt dazu, junge, weibliche Touristen auszunehmen!”
Auf den Bildern einer Überwachungskamera war zu erkennen, dass Natalee am Abend ihres Verschwindens die drei Jungs in einem Hotel-Casino kennengelernt hatte. Sie war anschließend mit Van der Sloot und den Kalpoe Brüdern im “Carlos ´N Charlie” gewesen. Dieses verließen die vier mit einem Auto.
Beth und der Polizeikommissar besuchten den jungen Niederländer in seinem Zuhause. Er gab zu, mit ihr unterwegs gewesen zu sein. Sie hätten sogar Sex auf der Rückbank gehabt, sagte er aus. Um 2 Uhr morgens hätten die drei die Amerikanerin aber wieder zurück zum Hotel gefahren. Dort angekommen sei Natalee gestolpert, wollte jedoch keine Hilfe von Van der Sloot. Dort wäre außerdem ein Mann mit schwarzem Hemd aufgetaucht. Diese Story bestätigten auch seine beiden Freunde.
7. Suchaktion mit tausenden Polizisten und Freiwilligen
Währenddessen wurde eine gigantische Suchaktion durchgeführt. Tausende Beamte und hunderte freiwillige haben daran teilgenommen. Sogar die niederländische Marineinfanterie schloss sich an und schiffte die gesamte Küstenlinie der Insel ab. Es wurden die ersten Verhaftungen vorgenommen. Der von Van der Sloot geschilderte Mann im schwarzen Hemd soll wohl ein Wachmann gewesen sein.
Die Polizei verhaftete deshalb zwei Männer von der Hotel Security, die in dieser Nacht im Dienst waren. Mutter Beth glaubte jedoch schon zu diesem Zeitpunkt, dass die Beamten die falschen verhaftet hätte. Sie war die gesamte Zeit über davon überzeugt, dass Van der Sloot und seine Kollegen irgendwie an dem Verschwinden ihrer Tochter beteiligt gewesen sein.
8. Verdacht auf Entführung und Ermordung
Kurze Zeit später kamen auch die arubischen Behörden zu dem Entschluss, dass die beiden Sicherheitsleute nichts mit dem Verschwinden zu tun hatten. Sie wurden daraufhin ohne Anklage freigelassen. Noch am selben Tag wurden Jorn van der Sloot und seine Kalpoes-Kollegen in Gewahrsam genommen. Ihnen wurden Entführung und Mord vorgeworfen.
Die Verdächtigen brachten alle eine andere Geschichte zu Protokoll. Plötzlich hätten sie Natalee nicht zu ihrem Hotel gefahren, sondern zum Marriott-Hotel, einem anderen. Sie hätten sie dort alleine gelassen, obwohl sie fast schon ihr Bewusstsein verloren hätte. Im weiteren Verlauf beschuldigten die beiden Brüder dann nur noch Van der Sloot. Im Gegenzug behauptet der Niederländer nun, die Brüder hätten Natalee vom Strand weggeführt.
9. Die Aussagen wurden immer kurioser
Am 4. Juli 2005 mussten sich alle drei Beschuldigten vor dem Richter verantworten. Die Kalpoe-Brüder wurden anschließend wieder freigelassen. Van der Sloot musste noch weitere 60 Tage in Untersuchungshaft bleiben, bis er ebenso auf freien Fuß kam. Einige Zeit später verhaftete die Polizei das Trio erneut. Wegen Mangel an Beweisen wurden sie jedoch erneut freigelassen. Die Behörden haben das Verfahren 2007 eingestellt.
Beth war jedoch weiterhin davon überzeugt, dass Van der Sloot irgendetwas damit zu tun hatte. In den nächsten Jahren hat der niederländische Student immer wieder neue Berichte abgegeben. So sagte er, Natalee sei gestorben und ein Freund hätte ihre Leiche entsorgt. In einem anderen Verhör berichtete er, er hätte die junge Amerikanerin als Sexsklavin verkauft. All diese Berichte hat er aber wieder widerrufen.
10. Geld gegen Informationen
Mutter Beth ließ nicht locker und sie entschied auf eigene Faust weiter zu machen. In einem letzten Versuch bot sie dem Studenten aus den Niederlanden Geld an, um an Informationen zu bekommen. Sie schickte ihm deshalb 25.000 Dollar. Dieses Geld sollte als Anzahlung dienen, da sie insgesamt 250.000 Dollar bezahlen wollte. Für die Überweisung wollte sie wissen, wo sich die sterblichen Überreste ihrer Tochter befinden.
Nachdem Erhalt des Geldes hat sich Van der Sloot jedoch aus dem Staub gemacht. Er schrieb dem Anwalt von Beth, dass er ihr “nicht die Wahrheit gesagt” habe und die Informationen “wertlos” sind. Er sei kein Mann, “der zu seinem Wort steht” und er sie “zum Narren gehalten” hat. Die Geschichte hätte hier Enden können, hat sie aber nicht!
11. 28 Jahre Gefängnis!
Am 30. Mai 2010, also fünf Jahre nachdem Natalee verschwunden ist, wurde auch nach einer anderen Frau gesucht. Dabei ging es um Stephany Flores Ramirez. Auch sie wurde vor ihrem Verschwinden im selben Hotel-Casino gesichtet. Die Polizei führte daraufhin eine Razzia in einem auf Van der Sloots Namen gebuchten Hotelzimmer durch. Er befand sich zu der Zeit aber in Chile.
Am 7. Juni 2011 kehrte er nach Aruba zurück und stellte sich den Fragen der Polizei. Er gestand den Mord an Ramirez und wurde im Januar 2012 zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Haftstrafe wird wohl bis 2038 dauern. Im Anschluss könnte er an die USA, wegen Erpressung, ausgeliefert werden. 2019 kehrte Beth nach Aruba zurück, um ihren Frieden mit der Insel zu machen.