Das einsamste Haus der Welt und die Gründe dafür

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Etwas von Island entfernt, erhebt sich aus dem Atlantik eine kleine Insel. Auf ist es immer windig und die Wellen brechen sich an ihrem steinigen StrandNur ein einziges Haus deutet auf die Anwesenheit von Menschen hin. Das Haus ist so abgelegen, so unglaublich isoliert, dass es das einsamste Haus der Welt sein muss. Zusätzlich zu seiner Einsamkeit hat es eine dunkle Geschichte.

Denn warum sollte jemand ein Haus so weit weg von der Zivilisation bauen? Ohne böse Absichten zu haben? Wenn Sie etwas Schlimmes tun wollten und nicht dabei erwischt werden wollten, gibt es auf dieser Insel bestimmt keine Polizisten. Die Insel heißt Elliðaey und gehört zu Island.

1. Das einsame Haus auf der Insel Elliðaey

Bild: Imago / blickwinkel

Das Haus auf der Insel Elliðaey existiert wirklich und wirkt vollkommen fehl am Platz. Die Insel ist nur ein kleiner isolierter Punkt in einem wilden Ozean ohne Straßen oder Elektrizität. Tatsächlich ist das Haus das einzige Anzeichen von menschlichem Leben auf der Insel.
Wer sind die Erbauer und warum liegt es so abgelegen?

Die Fragen wurden schon von vielen Menschen erörtert und es gibt einige wilde Theorien. Die Geschichten beinhalten alles von Pop Stars bis hin zu Zombies, um die Existenz des Hauses zu erklären. Aber hört sich eine dieser Geschichten wahr an? Die Insel und auch das Vestmannaeyjar Archipel, zu dem sie gehört haben eine interessante Geschichte.

2. Besiedlung der Westman Inseln

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Das Vestmannaeyjar Archipel hat eine dunkle Geschichte, die auf Ingólfr Arnarson zurückgeht. Dessen Familie soll als erste auf Island gesiedelt haben. Er war ein Sklavenhalter und zwei seiner Sklaven flüchteten auf das Archipel. Er fing sie wieder ein und ließ sie ermorden. Die beiden Sklaven kamen von Irland, das bis dahin als das westlichste Stück Land gehalten wurde, was aber durch die Entdeckung Islands widerlegt wurde.

Die Iren waren als die Westmen bekannt und gaben den Inseln ihren Namen. Auf der größten Insel Heimaey entwickelte sich eine Population. Es gab ausreichend Nahrung, nämlich Papageientaucher. Trotz seiner abgelegenen Lage wurde Heinaey von algerischen Piraten besucht, die Zerstörungen anrichteten und Gefangene machten.

3. Vulkanausbruch auf Heimaey

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Diese Invasion war eine dunkle Stunde für die Westman Inseln. Aber das Leben im Archipel ging weiter und den Menschen ging es in den folgenden Jahrhunderten gut. Die Verbindung zum Festland wurde enger. Ohne Warnung brach dann 1973 auf Heimaey ein Vulkan aus.
Der Vulkan spukte glühende Lava und toxische Chemikalien über die ganze Insel.

Es hätte für die Insel eine Katastrophe werden können, aber es lag bereits ein Notfallplan vor. Bei dem Ausbruch wurde kein einziger Mensch getötet. Es gab allerdings noch Häuser auf der Insel. Die geschützt werden mussten. Also pumpten die verantwortlichen Seewasser auf die Lava, um sie abzukühlen und von den Häusern fernzuhalten.

4. Die Insel als Paradies für Touristen

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Der Plan funktionierte nicht zu einhundert Prozent. Etwa 20 Prozent der Gebäude in Heimaey wurden zerstört und etwa 15 Prozent der Menschen verließen die Insel für immer. Aber der Ausbruch hatte einen überraschenden Pluspunkt. Durch die abgekühlte Lava entstand neues Land. Der Vulkan selbst wurde eine Touristenattraktion. Der entstandene Vulkankrater lockt Touristen aus aller Welt an.

Und natürlich gibt es auch noch die lebhafte Natur der Inseln. Vor allem das Beobachten der Papageientaucher, die es in den wärmeren Monaten des Jahres zahlreich in Island und auf den Inseln gibt, ist ein beliebtes Abenteuer. Man kann sie auf den Felsen und beim Tauchen nach Fischen beobachten.

5. Touristen auf den Inseln und das einsame Haus auf Elliðaey

Bild: Imago / OceanPhoto

Aber auf den Inseln gibt es noch viele andere Vogelarten. Und natürlich kann man auch im Ozean spannende Beobachtungen machen. Wenn man Glück hat, kann man Killerwale, Buckelwale und Finnwale sehen.
Es gibt auf den Westman Inseln bestimmt mehr Tiere als MenschenHeimaey ist die einzige bewohnte Insel. Auf den anderen Inseln findet man höchstens Touristen.

Und das bringt uns zurück zu dem geheimnisvollen Haus auf Elliðaey. Was wissen wir eigentlich darüber? Anscheinend gab es auf Elliðaey einmal menschliche Bewohner. Im 18. Jahrhundert wohnten fünf verschiedene Familien hier. Sie überlebten durch Landwirtschaft, Fischerei und Vogeljagd. Also haben sie das Haus gebaut? Nein, denn sie lebten in Hütten.

6. Wer hat das Haus auf Elliðaey gebaut?

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Die fünf Familien verließen die Insel in den 1930er Jahren. Für sie gab es trotz des großen Vorkommens an Papageientauchern anderswo bessere Möglichkeiten. Wegen der Papageientaucher richtete der Elliðaey-Jagd-Club eine permanente Station auf der Insel ein.
Es scheint aber, dass seitdem niemand mehr auf der Insel wohnte. Dadurch wird es schwerer herauszufinden, wer das Haus gebaut hat.

Es gibt viele Theorien darüber und einige erscheinen wahrscheinlicher als andere. Eine verrückte Theorie besagt, dass ein Billionär das Haus gebaut hat. Das ist eine Möglichkeit, aber sein angeblicher Grund dafür ist einfach lächerlich. Angeblich wollte er ein Haus, in das er sich zurückziehen könnte, wenn die Zombies die Welt übernehmen würden.

7. Weitere Theorien über das Haus auf Elliðaey

Bild: Imago / blickwinkel

Eine weitere Theorie besagt, dass das Haus von einem religiösen Einsiedler erbaut wurde. Er hätte hier wahrlich ausreichend Einsamkeit und Ruhe gehabt. Dann gibt es auch Leute, die sagen, dass das Haus nicht existiert, sondern nur eine Photoshop-Täuschung ist. In Wahrheit existiert es aber wirklich. Dann kommen wir zu Björk. Die Musikerin suchte angeblich eine eigene Insel und sie soll darüber sogar Gespräche mit der isländischen Regierung geführt haben.

Sie wollte ein Aufnahmestudio auf Elliðaey bauen. Vielleicht musste Björk auch nicht viel darüber verhandeln. Weitere Gerüchte besagen, dass die Regierung Björk, als einer bekannten Persönlichkeit, die Insel schenkte. Das ist eine überzeugende Theorie, aber keine der Theorien ist wahr.

8. Björk Theorie ein Missverständnis

Bild: Imago / Steinach

Bei der Björk Theorie scheint es sich um ein Missverständnis zu handeln. Der Star war daran interessiert, eine Insel für sich zu finden und hatte auch eine bestimmte Insel im Blick. Und zufällig hieß diese Insel ebenfalls. Elliðaey Björk kaufte jedoch die Insel nicht, anscheinend, weil die Öffentlichkeit dagegen war. Daher gab die Sängerin die Idee einer eigenen Insel auf.

Björk kann also von der Liste gestrichen werden. Aber wenn die einsame Insel nicht einem Billionär mit Angst vor Zombies oder einem religiösen Einsiedler gehört, wer hat dann das Haus gebaut? Die Antwort ist nicht so merkwürdig wie einige der Theorien, aber sie ist ziemlich dunkel und traurig.

9. Der Elliðaey-Papageientaucher-Jagd-Club

Bild: Imago / Seeliger

Alles fällt auch die Vielzahl an Papageientauchern auf der Insel zurück. Der Elliðaey-Jagd-Club erbaute der das Haus als Aufenthaltsort für die Jagdsaison. Ja, sie töteten die hübschen Vögel und sammelten ihre Eier.
Sie sehen diese Jäger vielleicht als Verbrecher an. Papageientaucher sind harmlos und bezaubern die Menschen mit ihrem anbetungswürdigen Benehmen und ihren bunten Schnäbeln.

Der Vogel wurde vom Penguin-Verlag für die Papageientaucher-Kinderbuchreihe benutzt. Aber Papageientaucher zu jagen ist nicht nur grausig, sondern bedroht auch das Weiterleben dieser Vögel. Die Anzahl ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, was Tierschützern Sorgen bereitet. Die Vögel vermehren sich langsam, sodass die Jagd auf sie schlimme Folgen haben könnte.

10. Die Jagd auf Papageientaucher

Bild: Imago / YAY Images

Warum werden die Papageientaucher gejagt? Wegen ihres Fleisches, das auf den Färöer Inseln und in Island als Delikatesse angesehen wird. Es ist besorgniserregend, dass die meisten dieser Vögel auf Island leben. In Europa leben etwa 90 Prozent der Papageientaucher und zwei Drittel auf Island, vor allem in der Brutsaison.

Es besteht kaum eine Chance eines Jagdverbotes. Sie ist in Island eine Tradition, die Generationen zurückgeht. Obwohl der Vogel auf der Roten Liste des Landes über bedrohte Vogelarten als „äußerst bedroht“ gelistet ist, bleibt die Jagd legal. Die Gefahr des Aussterbens ist sehr real.  Im Jahr 2000 wurde die Vogelart von Tierschützern noch als „nicht bedroht“ angesehen.

11. Das Jagdhaus auf der Insel Elliðaey

Bild: Imago / Westend61

Das Haus auf Elliðaey ist nicht nur ein kleines, einsames Haus. Es wurde dafür gebaut, damit die Jagd auf Papageientaucher problemlos ablaufen kann. Es ist ein Lager für die Jäger zum Ausruhen und um sich auszurüsten. Das Haus hat sogar eine Sauna. Aber denken Sie nicht, dass es ein luxuriöses Idyll ist. Das Gebäude hat keinen Strom und kein fließendes Wasser.

Für die Sauna wird Regenwasser verwendet. Wenn das die Jäger nicht abschreckt, dann sollte es das Problem, auf die Insel zu gelangen, tun. Man muss mit dem Schiff hinsegeln und die Felsen können nur mit einem Rettungsseil überwunden werden, das nur von Mitgliedern des Elliðaey-Jagd-Klubs benutzt werden darf.

12. Tierschützer für das Verbot der Jagd auf Papageientaucher

Bild: Imago / Noah Wedel

Wenn es einigen Leuten nach ginge, würde der Klub Ellioaye bald für immer verlassen. Im Jahr 2018 verlangte eine bestimmte Gruppe, die als Euglavernd Birdlife Iceland bekannt ist, das gesetzliche das Verbot der Jagd auf PapageientaucherEuglavernd ist eine durch Mitglieder finanzierte nicht der Regierung unterstellte Organisation von rund 1 300 Mitgliedern, die die Vogelwelt Islands und das Ökosystem schützen wollen.

Die Jagd nach Papageientaucher ist ein wirkliches Problem für die Vogelart und könnte leider zu ihrer Ausrottung führen.
Aber es gibt auch gute Neuigkeiten für Menschen, die Papageientaucher sehr lieben. Die Jagd nach den Vögeln ging zwischen 1995 und 2017 um gute 90 Prozent zurück.

13. Bedrohung des Papageientauchers durch den Klimawandel

Bild: Imago / Bernd Elmenthaler

Die Jagd ist nicht die einzige Gefahr für den Papageientaucher. Der Klimawandel sowie die Überfischung des Atlantiks könnte für die Vögel zu einem Problem werden. Wissenschaftler haben auf die steigenden Temperaturen der Ozeane aufmerksam gemacht. Und das ist eine Gefahr für die Papageientaucher, da die Beutefische der Vögel weiter in den kälteren Norden ziehen müssen und sie in ihrem Lebensraum weniger Nahrung als vorher finden.

Das seltsame Haus auf Elliðaey ist nicht so unschuldig, wie es scheint. Es wäre besser gewesen, wenn Björk es gekauft hätte. Aber für die Liebhaber von Papageientauchern bleibt die Hoffnung, dass die isländische Regierung die Jagd nach den Vögeln eines Tages verbietet.