Die Wahrheiten und Mythen der Wikinger

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Die Kultur der Wikinger brachte im Laufe der Geschichte viele Mythen und Legenden hervor. Ihre Abenteuerlust und militärischen Errungenschaften haben sie zu einem faszinierenden Teil der Menschheitsgeschichte gemacht.

Wenn man an Wikinger denkt, kommt einem direkt das Bild von wild gewordenen Kriegern, die mit ihren gehörnten Helmen auf Beutezug gehen und die Meere beherrschen, in den Sinn. Dieses Image wurde vor allem von Film und Fernsehen geprägt. Doch die Wahrheit über die Wikinger ist wesentlich komplexer als diese einfachen Klischees.

In diesem Artikel schauen wir uns die bekannten Fakten über die Wikinger genauer an und werfen einen Blick auf ihre Kultur und Lebensweise.

1. Ausgesetzte Kinder

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Von Geburt an mussten die Wikingerkinder Stärke und Gesundheit besitzen, um überleben zu können. Wurde ein Kind krank und schwach geboren, sah es die Gesellschaft es als eine Last an. Damit die Gesellschaft ihre Ressourcen und Zeit sparen konnte, wurden solche Kinder im Wald ausgesetzt oder in das Meer geworfen.

Die Wikinger sahen das Aussetzen der Kinder als eine bessere Alternative und sogar als Gnade. Das Leben der Wikinger war sehr schwer. Es gab keinen Platz, um Kinder zu verhätscheln. Etwa 80 % der Kinder kamen in das fünfte Lebensjahr. In diesem Alter wurde damals schon von ihnen erwartet, dass sie arbeiten, kämpfen lernen und ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten.

2. Die Wikinger fanden Nordamerika vor Christoph Kolumbus

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Schon 500 Jahre bevor Kolumbus den Ozean überquerte, war es einer Gruppe von Wikinger unter der Führung von Leif Eriksson gelungen, den nordamerikanischen Kontinent zu entdecken.

Auch Leif Erikssons Vater, Erik der Rote, war ein berühmter Reisender gewesen. Er gilt als der erste Europäer, der eine Siedlung in Grönland gegründet hat.

Aber Leif machte keine Anstalten, den amerikanischen Kontinent zu übernehmen oder die Ureinwohner anzugreifen. Diese fundamentale Entdeckung blieb aber größtenteils unbekannt. Erst lange, nachdem Kolumbus den Titel als Entdecker Nordamerikas erhalten hatte, kam die Wahrheit über die Entdeckung der Wikinger ans Licht.

3. Die wahre Größe der Wikinger

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Durch Fernsehserien und Hollywood wurden die Wikinger als riesige, muskulöse Männer dargestellt, die ihren Feinden Angst und Schrecken einjagten. Aber sie sahen nicht aus wie viele der bekannten Charaktere aus der History Channel-Serie Vikings. In der Regel waren sie etwa 1,70 m groß und eher schlank gebaut.

Ihre etwas kleinere Größe lässt sich damit erklären, dass die Sommermonate besonders kurz waren. Das führte dazu, dass sie weniger Ressourcen besaßen, was gleichzeitig auch weniger Nahrungsmittel bedeutete.

Dieser große Ressourcenmangel war auch ein ausschlaggebender Faktor, wieso die Wikinger auf Raubzüge angewiesen waren, um ihre Ressourcen auffüllen zu können.

4. Wikinger und der Mythos der Tätowierungen

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Die Geschichte hat gezeigt, dass Tätowierungen schon lange vor den Wikingern in vielen Kulturen einen wichtigen Platz einnahmen. Das bedeutet aber nicht, dass die Wikinger Tätowierungen hatten. Obwohl heutzutage viele Menschen ihr Wikingererbe mit “traditionellenWikingertätowierungen demonstrieren möchten, ist es immer noch nicht geklärt, ob die echten Wikinger solche Tätowierungen hatten.

Im Fernsehen und in Filmen werden die Wikinger oft als stark tätowiert dargestellt. Es gibt aber keine Beweise dafür, dass sie diese Kunst praktizierten. Bedenkt man dazu, dass den Wikingern viel an ihrer Sauberkeit gelegen hat, kann man eventuell davon ausgehen, dass sie ihre Haut nicht dauerhaft bedecken wollten.

5. Interessante Art des Feuermachens

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Auch wenn die Wikinger sehr bedacht auf ihre Hygiene und ihr äußerliches Erscheinungsbild waren, legten sie all das beiseite, wenn es um das Entzünden von Feuer ging. Zunächst sammelten sie Zunderschwämme, eine Holzpilzart, die an verschiedenen Baumrinden wächst. Die Rinde samt Pilz kochten sie mehrere Tage lang in menschlichen Urin. Danach wurde die eingeweichte Rinde zu einer filzartigen Substanz gestampft, was den Zunder transportabler machte und gleichzeitig seine Haltbarkeit verlängerte.

Die Wikinger hatten entdeckt, dass das im Urin vorkommende Natriumnitrat die Materialien zum Schwelen bringen können und sie trotzdem ihre entzündlichen Eigenschaften behalten. Diese Form des Zunders ermöglichte ihnen weite Strecken zurückzulegen und dabei immer wieder neue Feuer zu entfachen.

6. Bestattungen auf See, ein ganz besonderer Anlass

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Der Großteil des Lebens eines Wikingers hatte einen Bezug zum Meer. Da ist es angemessen, dass auch ihre Bestattungen mit den Schiffen verbunden waren.

In der nordischen Mythologie glaubte man, dass große Krieger nur mit einem Schiff in das Jenseits gelangen und so Walhalla erreichen konnten. Nur prominenten Wikingern und außergewöhnlichen Frauen wurde die Ehre gestattet, auf einem Wikingerschiff beigesetzt zu werden.

Außer dem Körper wurde das Schiff mit Lebensmitteln, Schätzen, Waffen und anderen Sachen gefüllt, die der Bestattete im Jenseits benötigen könnte. In besonderen Fällen wurden sogar einige Sklaven geopfert und mit auf das Schiff gebracht, damit sie ihren Herren im Jenseits dienen konnten.

7. Die unterschiedlichen Jeinseitsreiche

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Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen hatten die Wikinger eine ganz andere Vorstellung vom Leben nach dem Tod. In ihrem Glauben war die Art und Weise, wie man sein Leben gelebt hatte, entscheidend darüber, in welches der verschiedenen Jenseitsreiche man nach seinem Tod kommen würde.

Für einen Wikinger war der beste Ort, auf den man hoffen konnte, Walhalla. Ein Ort, der nur für Krieger zugänglich war, die tapfer kämpften und starben. Der nächste Ort war Helgafjell, der für bewundernswerte Menschen gedacht war, die ein erfülltes Leben gelebt hatten.

Der letzte Ort, an den man gelangen möchte, war Hellheim. Dieser Platz war bestimmt für unehrenhafte Menschen, die keinen ehrenhaften Tot hatten.

8. Der Mythos der Berserker und halluzinogene Pilze

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Kurz bevor eine große Schlacht begann , aßen viele Wikinger halluzinogene Pilze. Im Glauben, dass sie von einer übernatürlichen Kraft besessen waren, die ihnen im Kampf ungeheure Kräfte verleihen würde, verbreiteten sie noch mehr Angst und Schrecken und die Legende der Berserker wurde geschaffen.

Aufzeichnungen zufolge liebten die Wikinger dieses „übernatürliche“ Gefühl. Viele Historiker sind der Meinung, dass die Pilze nicht als einzige Ursache für das „durchdrehen“ der Wikinger zuständig war. Sie glauben, dass einige der Wikinger an PTBS gelitten haben und vor den Schlachten unter den Anfallen litten.

9. Sklaverei in Zeiten der Wikinger

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In der Regel erwarben die Wikinger ihre Sklaven auf ihren Raubzügen in Osteuropa und Großbritannien. Außerdem wurde die Versklavung in der Gesellschaft der Wikinger als eine Form der Bestrafung gesehen. Als eines der wichtigsten und lukrativsten Handelsgüter boomte der Sklavenhandel bei den Wikingern enorm. Die Sklaven wurden nach Bedarf gegen Waren oder andere Sklaven ausgetauscht.

Ihre Sklaven wurden hauptsächlich eingesetzt, um bei der Bewirtschaftung der Höfe zu helfen oder die Hausarbeit zu übernehmen. Im Wesentlichen hatten die Sklaven keine Rechte und waren dem Willen ihrer Besitzer machtlos ausgesetzt. Jedoch konnten die Sklaven auch freigelassen werden, wenn sie ihre Freiheit verdient hatten oder jemand ihre Freiheit kaufte.

10. Wikingerfrauen hatten mehr Rechte als es zu der Zeit üblich war

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Auch wenn die Frauen der Wikinger keine hundertprozentige Gleichberechtigung gegenüber den Männern hatten, standen ihnen mehr Rechte zu als anderen Frauen zu dieser Zeit. Sie wurden oft schon im Alter von 12 Jahren verheiratet und mussten ihre ehelichen Pflichten erfüllen.

Dennoch besaßen sie einige grundlegende Rechte und Freiheiten, wie das Recht, Eigentum zu erben, das Einreichen der Scheidung oder eine Abfindung zu fordern, sofern ihre Ehe scheiterte. Ist der Ehemann gestorben, erbte die Frau alle Aufgaben und Rollen, die einst ihr Gatte erfüllen musste.

Auch wenn es nicht sehr verbreitet war, gibt es einige Legenden, von weiblichen Kriegern, die Seite an Seite mit den Wikingermännern kämpften.

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