Hinter den Kulissen von „Der Soldat James Ryan“ – so wurde der Film zum Klassiker

Bild: Imago / Mary Evans

Der Regisseur Steven Spielberg ist bekannt für zahlreiche Filme aus den verschiedensten Genres. Er zählt zu den renommiertesten Filmemachern der letzten Jahrzehnte. Ein Film, der besonders in Erinnerung geblieben ist, ist der 1998 erschienene Blockbuster „Der Soldat James Ryan“. Mit seinen realistischen und grausamen Gewaltdarstellungen des Zweiten Weltkrieges löst dieser Kriegsfilm auch bei Veteranen Emotionen aus.

Dementsprechend erfolgreich war der Film sowohl finanziell als auch gemessen an den Meinungen der Fachredaktionen. Aber darum soll es hier nicht gehen, denn uns interessieren die außergewöhnlichen Hintergründe dieses Kriegsklassikers. Nehmen wir also die unbekannteren Fakten vom Filmset von „Der Soldat James Ryan“ unter die Lupe.

1. Steven Spielberg war zunächst nur die zweite Wahl

Bild: Imago / Prod.DB

Bevor „Der Soldat James Ryan“ in die Kinos kam, war der Blockbuster Armageddon in aller Munde. Dort galt es die Erde vor einem nahenden Asteroiden zu retten. Micheal Bay hatte Popcorn-Kino vom Feinsten geschaffen.

Derselbe Regisseur hatte zuvor die Chance auch „Der Soldat James Ryan“ zu verwirklichen. Als er das Skript in den Händen hielt, konnte er nichts mit dem Thema anfangen. Er lehnte also ab und widmete sich anderen Projekten. In den nächsten Jahren sollte er nicht weniger als fünf Transformers-Filme realisieren. Doch nur ein paar Jahre später hat er seinen eigenen Weltkriegsfilm gedreht und mit „Pearl Harbor“ die Kinos erobert.

2. Alle Schauspieler mussten ein realistisches Soldatentraining absolvieren

Bild: Imago / Everett Collection

Um alle Schauspieler auf das vorzubereiten, was sie erwartete, verpflichtete Steven Spielberg alle dazu an einem siebentägigen Bootcamp teilzunehmen, wo sie einen Einblick ins Militärleben bekommen sollten. Die Hollywoodstars haben dabei keine Extrabehandlung bekommen. Auch sie wurden durch den Dreck gejagt und kamen so schnell an ihre Grenzen.

Wie im Militär wurden sie angeschrien, mussten kilometerweit Laufen und hatten nur knappe Lebensmittelvorräte. Viele Schauspieler hat das bis kurz vor einen Zusammenbruch gebracht. Und für viele war dies die schlimmste Zeit ihres Lebens, als sie bei Minusgraden nachts in einer nassen Uniform durch den Schlamm waten mussten. Doch die Schauspieler waren danach durchaus für den kommenden Dreh inspiriert.

3. Vor allem einer trotzte dem Boot-Camp

Bild: Imago / Prod.DB

Die meisten Schauspieler hatten schon sehr früh genug von den Qualen des Bootcamps. Viele fürchteten, dass ihre Gesundheit dadurch geschädigt wird, und sie so den Dreh verpassen könnten. Sie wollten die Zeit lieber vorm warmen Kamin mit leckerem Essen verbringen. Also stimmten sie darüber ab das Camp abzubrechen. Alle waren damit einverstanden, bis auf eine Hollywoodgröße: Tom Hanks.

Der mehrfache Oscar-Gewinner war von der Herausforderung, die das Bootcamp bot, angetan. Genau wie die anderen fror er und hatte Hunger, doch er wollte nicht aufgeben. Er meinte, dass alle in 20 Jahren Stolz darauf wären, dieses Camp absolviert zu haben. Letztendlich hat jeder bis zum Ende durchgehalten.

4. Alle hassen Matt Damon

Bild: Imago / Mary Evans

Während alle anderen Schauspieler im Bootcamp waren, war Matt Damon noch im Urlaub. Er sollte im Film James Ryan verkörpern, der von den anderen hinter der Front von den anderen gerettet werden sollte. Um unter den Charakteren, die ihn später retten sollten, Abneigung zu schüren, wurde er absichtlich nicht zum Bootcamp eingeladen.

So sollte schon bei den Schauspielern eine Ablehnung des Plans hervorgerufen werden, sich für einen einzigen Mann in Lebensgefahr zu begeben, mit dem sie vorher nie etwas zu tun hatten. Auch dieser Trick hat funktioniert. Steven Spielberg hat damit nachhaltig Matt Damon von seinen Kollegen isoliert, was beim ersten Aufeinandertreffen im Film auch deutlich spürbar ist.

5. Wer waren die Schauspieler

Bild: Imago / Prod.DB

Die Rolle des kernigen Sergeant Horvath hatte Spielberg an Tom Sizemore vergeben, obwohl seine Probleme mit Betäubungsmitteln weithin bekannt waren. Als Voraussetzung galt, dass er während des gesamten Drehs, der über 58 Tage ging, jeden Tag einen Bluttest machen musste. Wäre dieser nur einmal positiv gewesen, wäre Sizemore sofort rausgeflogen und alle seine Szenen mit einem anderen Schauspieler gedreht worden. Doch Tom Sizemore hielt durch.

Auch am Countrysuperstar Garth Brooks war Spielberg sehr interessiert. Dieser bekam gleich zwei Rollen angeboten. Er lehnte beide Rollen ab, da er meinte, niemand wolle einen Kriegsfilm mit Tom Hanks sehen und weil er einen Bösewicht spielen wollte.

6. Wie der Film die Zuschauer berührte

Bild: Imago / Mary Evans

Weil „Der Soldat James Ryan“ so realistisch und grausam in seiner Inszenierung war, hatte das für Veteranen zuständige Amt in den USA sogar eine kostenlose Hotline eingerichtet. Veteranen, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung litten und durch den Film an den Krieg erinnert wurden, sollten dadurch eine Anlaufstelle hatten. Dort wurden sie dann psychologisch betreut und über andere Hilfsstellen informiert.

Auch gab es Veteranen, die direkt am Film beteiligt waren. So wurden Menschen mit Amputationen engagiert, um Kriegsverletzungen möglichst echt darzustellen. Es arbeiteten bis zu 30 Veteranen am Film mit, mit denen realistisch gezeigt werden, konnte wie die Soldaten zum Beispiel einen Arm verlieren.

7. Eine zermürbende Angelegenheit für die gesamte Crew

Bild: Imago / Mary Evans

Neben dem Bootcamp hat Steven Spielberg noch einen anderen Trick angewandt, um seine Schauspieler in die Materie des Filmes eintauchen zu lassen. Dementsprechend wurde „Der Soldat James Ryan“ chronologisch abgedreht. So hat er seine Schauspieler nach und nach die anstrengenden und zermürbenden Kriegsszenen durchlaufen lassen, was bei vielen sichtlich Spuren hinterlassen hat.

Diese Technik hat er von seinem Kinderfilm „E.T“ übernommen, wo Spielberg die unerfahrenen Kinderschauspieler damit unterstützen wollte, damit sie besser nach und nach in die Geschichte einsteigen konnten. Dasselbe bei einem Kriegsszenario anzuwenden hat viele Mitglieder der Crew sehr zermürbt. So sieht der Zuschauer gegen Ende des Filmes, welche Auswirkungen der Krieg auf den Menschen hat.

8. Die Schauspieler waren von ihrem eigenen Werk geschockt

Bild: Imago / Everett Collection

Obwohl die Schauspieler nach ihren Erfahrungen im Bootcamp und dem anstrengenden Dreh wussten, was in etwa auf sie zukommen würde, waren sie dennoch geschockt davon was für einen Eindruck der Film am Ende auf der Leinwand machte.

Tom Hanks war überwältigt von den expliziten Gewaltdarstellungen und der Emotionalität des Filmes. Er hätte nicht mit so viel Psycho-Drama gerechnet und dass die Charaktere so stark wirken würden. Auch für Matt Damon war am Anfang sehr erstaunt über das Werk. Er hatte dadurch eine ganz andere Perspektive auf die Probleme und Sorgen dieser Generation bekommen. Die in Europa um ihr Leben kämpften.

9. Verstörende Szenen

Bild: Imago / Mary Evans

Was Zensur anbelangte, machte Steven Spielberg keine Kompromisse. Die Gewaltdarstellungen mussten so bleiben wie sie waren, damit die Philosophie des Filmes nicht verfälscht wurde. Spielberg wollte nicht wie andere Filme den Krieg verherrlichen und romantisieren. Indem er kein Herausschneiden der Gewalt zuließ, wurde der Klassiker letztendlich in Malaysia komplett verboten.

Besonders verstören war die Szene als Private Mellish verzweifelt gegen einen SS-Offizier kämpft. Sie endet als er langsam, um sein Leben bettelnd, in einer Nahaufnahme getötet wird. Doch diese Szene war noch viel brutaler geplant. Erst als ein Mitarbeiter Spielberg eindringlich darum bat diese quälende Szene abzuändern, kam es zu der Variante, die nun im Film ist.

10. Die wahre Geschichte hinter dem Film

Bild: Imago / Everett Collection

Die Story von „Der Soldat James Ryan“ beruht auf die der vier Niland Brüder aus Tonawanda, New York, die sich alle zum Dienst in der US Army gemeldet hatten. Zuvor gab es den Fall der Sullivan Brüder, die alle fünf auf einmal gestorben sind, als ihr Kriegsschiff sank. Seitdem gab es im amerikanischen Militär die Regel, dass enge Familienmitglieder nicht zusammen in den Kriegseinsatz geschickt werden dürfen.

Damals dachte man, dass drei der Niland Brüder bereits gefallen waren. Deshalb sollte der vierte, Fritz nach Hause geschickt werden. Auf seiner Geschichte beruht „Der Soldat James Ryan“. Glücklicherweise überlebt auch sein Bruder Edward, der Kriegsgefangener war.

11. Eine spezielle Filmtechnik

Bild: Imago / Mary Evans

Für den außergewöhnlichen Look von „Der Soldat James Ryan“ hat Steven Spielberg und sein Chefeditor Janusz Kamiński auf eine spezielle Technik zurückgegriffen, die sonst selten genutzt wird. Mit der sogenannten Bleichauslassung behält der Farbfilm einen leichten Silberstich. Dadurch verliert der Film an Farbe und bekommt fast einen schwarz-weiß-Effekt. Dieser visuelle Stil passt dabei gut in die unangenehme und trostlose Umgebung des Krieges und gibt dem Film eine unwirkliche Atmosphäre.

Der Kriegsblockbuster von Steven Spielberg wäre auch fast in schwarz-weiß gedreht worden. Doch der Regisseur hat sich schnell dagegen entschieden, da vor allem die blutigen Szenen ohne Farbe nicht dieselbe Wirkung haben würden.