Verweigert ‚Gen Z‘ die Arbeit? Influencerin bricht in Tränen aus, weil sie 8 Stunden arbeiten muss

Bild: IMAGO / Olaf Döring

Die meisten Menschen, die einen traditionellen 40-Stunden-Job haben, sind mit dem Frust vertraut: Sie sitzen von etwa 9 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags am Schreibtisch und würden am liebsten schon nach dem Mittagessen Feierabend machen.

Das Jammern darüber gehört irgendwie dazu. Trotzdem arbeiten viele Menschen in Vollzeit und müssen das auch, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Warum also erregt ein Video, in dem eine Influencerin sich über 8 Stunden Arbeit pro Tag beschwert, so viel Aufmerksamkeit? Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Generation Z nicht mehr arbeiten möchte.

1. Brielle: Keine Zeit für ein Privatleben mit solch einem Arbeitstag

@brielleybelly123

im also getting sick leave me alone im emotional ok i feel 12 and im scared of not having time to live

♬ original sound – BRIELLE♉️

TikTok-Influencerin Brielle aus New Jersey, USA, teilt in einem viralen Video mit über 2,2 Millionen Views ihre Herausforderungen: Ein 8-Stunden-Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr lässt ihr kaum Zeit für ein Privatleben. Nach Feierabend fehlt ihr die Energie zum Kochen oder Duschen.

Ihr Arbeitsweg zur Marketingagentur in New York City beträgt insgesamt vier Stunden. Trotz monatelanger Bewerbungen blieb ihr keine andere Wahl, als für den Job nach New Jersey zu ziehen, da die Mietpreise in der Stadt unbezahlbar sind. Ihre Geschichte wirft ein Schlaglicht auf die Arbeitsrealität vieler junger Berufstätiger.

2. Keine Zeit für Dating und soziale Aktivitäten

Brielle Asaro, vollständiger Name der Influencerin, beschreibt ihren typischen Tag: Sie nimmt morgens um 7.30 Uhr den Zug und kehrt frühestens um 18.15 Uhr nach Hause zurück. „Ich habe keine Zeit für irgendetwas“, betont sie. „Ich möchte duschen, zu Abend essen und schlafen gehen. Ich habe weder die Zeit noch die Energie, mein Abendessen zu kochen.“ Selbst für ihr Training bleibt keine Kraft mehr. „Ich bin so frustriert“, fügt sie hinzu.

Die Berufsanfängerin betont, dass die Balance zwischen Arbeit und Privatleben einfacher wäre, wenn sie von zu Hause aus arbeiten könnte. Sie macht sich auch Sorgen darüber, wie sie außerhalb ihres Jobs Zeit für Dating und die Pflege von Freundschaften finden könnte.

3. Gen Z kämpft: Rufe nach kürzerer Arbeitswoche werden lauter

Aber Brielle ist nicht allein mit ihren Erfahrungen. Unter dem Video äußern viele ihr Mitgefühl für die Belastungen, die eine 40-Stunden-Woche in der heutigen Zeit mit sich bringt. Kommentatoren berichten von ihren eigenen Schwierigkeiten, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen.

Einige fordern eine kürzere Arbeitswoche, da „fünf Tage arbeiten und zwei Tage frei sich ehrlich gesagt höllisch anfühlen“, wie ein Follower kommentiert. Ein anderer findet es „eintönig und deprimierend“. Ein Internetnutzer schlägt vor: „Die Generation Z sollte gemeinsam in Führungspositionen aufsteigen und dann zusammen die Vier-Tage-Woche durchsetzen.“

4. Brielle’s Arbeitszeit-Video löst Kontroverse aus

Dennoch gibt es viele, die das Video als übertrieben und ungerechtfertigt empfinden. Die Kommentare sind teilweise recht kritisch: Einige Nutzer heißen Brielle in der „realen Welt“ und in der „Welt der Erwachsenen“ willkommen. „Stell dir vor, du hättest auch Kinder, zu denen du nach Hause kommst!“, gibt eine Person zu bedenken.

Brielle schließt das Video mit der Forderung, dass Amerika seinen aktuellen Arbeitszeitplan von neun bis fünf ändern müsse. „Es ist nicht fair, dass die einzigen, die davon profitieren, diejenigen sind, die die Unternehmen leiten“, betont sie. „Oder Leute, die extrem reich sind oder Influencer, die keinen festen Zeitplan haben müssen.“

5. Brielle reagiert auf die Kritik

Im Interview mit dem Rolling Stone gibt Brielle ausführliche Antworten auf die Kritik an ihrem Video. Sie betont, dass ihr Ziel lediglich darin bestand, eine Diskussion anzustoßen, und sie ist verwundert darüber, wie schnell diese politisiert wurde. Brielle wehrt sich entschieden gegen das Klischee von faulen Hochschulabsolventen, das durch das Video vermittelt worden sein könnte.

Sie erklärt, dass die lange Pendelzeit zu ihrem Job auf den harten Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Die immensen Studienschulden, die viele US-Studenten anhäufen müssen, zwingen Brielle dazu, weiterhin bei ihren Eltern zu wohnen, um finanziell über die Runden zu kommen.

6. Brielle erklärt: „Mein Ziel war es einfach, Menschen zusammenzubringen.“

Brielle bemerkt: „Die Generation Z arbeitet genauso hart wie die vorherigen Generationen, jedoch mit niedrigeren Gehältern und höheren Lebenshaltungskosten.“ Sie erklärt weiter: „Früher konnten sich Menschen mit einer normalen Arbeitswoche eine Familie leisten, in der ein Ehepartner zu Hause blieb, um den Haushalt zu führen.

Aber das ist heute kaum noch möglich. Viele, die sich über mich ärgern, projizieren ihre Wut über verlorene Zeit durch lange Arbeitszeiten auf mich. Mein Ziel war es, Menschen mit ähnlichen Empfindungen zusammenzubringen, um möglicherweise Veränderungen anzustoßen.“

7. Deutschland: Ruf nach Vier-Tage-Woche

Bild: IMAGO / Christian Ohde

Auch in Deutschland wird der Ruf nach einer verkürzten Arbeitszeit bei vollem Gehalt lauter, da dies angeblich die Produktivität steigert, wie der Deutschlandfunk berichtet. Die Ergebnisse einer britischen Studie klingen vielversprechend: 61 Unternehmen haben dort sechs Monate lang die Vier-Tage-Woche getestet, wobei 56 von ihnen vorerst dabei bleiben wollen.

Die Mitarbeiter sind ausgeglichener, gesünder und die Produktivität hat sich sogar erhöht. Besonders in körperlich anspruchsvollen Berufen soll ein verlängertes Wochenende die Erholung fördern, was von der IG Metall in der Stahlbranche schon lange gefordert wird. In über 50 Unternehmen in Deutschland wurde daher ein Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Mitarbeiter sind erholt, motiviert und seltener krank, so die Tagesschau.

8. Ist weniger Arbeit wirklich besser?

Nadia Shehadeh, Sozialarbeiterin und Autorin des Buches „Anti-Girlboss“, geht sogar noch weiter als Brielle. Sie gesteht, dass sie lieber zu Hause auf der Couch entspannt, anstatt zur Arbeit zu gehen. Einer ihrer markanten Sätze lautet: „Ein halbwegs öder Tag zu Hause ist immer noch besser als ein interessanter Tag bei der Arbeit.“

In einem Interview mit Aspekte betont sie, dass Faulheit nicht existiert und man auf seine eigenen Bedürfnisse hören sollte. Für sie steht keine steile Karriere im Vordergrund, sondern sie genießt lieber ein ruhiges Leben.