Das gewöhnungsbedürftige Hygieneverhalten im Wilden Westen

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Der Wilde Westen meint die Zeitspanne der amerikanischen Geschichte, die mit der Expansion der westlichen Staaten einhergeht. Zu dieser Zeit kamen viele Pioniere mit der Hoffnung hierher, ein wohlhabendes Leben aufbauen zu können und ihr großes Glück zu finden. Das Leben im Wilden Westen war aber nichts für schwache Nerven.

Hier herrschten raue Sitten und es galt das Recht des Stärkeren. Diejenigen, die den Mut hatten, sich darauf einzulassen, konnten hier durchaus erfolgreich sein. Allerdings war das Hygieneverhalten zu jener Zeit im Wilden Westen sehr gewöhnungsbedürftig. Auch damit konnte nicht jeder umgehen.

1. Das Risiko der Übernachtung in einem öffentlichen Bett

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Es bestand zwar nicht jedes Bett im amerikanischen Frontier aus Heu und Stroh, aber an vielen Orten traf dies genau zu. Da es nicht wirklich Hygienevorschriften gab, waren viele Betten mit Läusen befallen. Dies war aber noch nicht das ganze Übel. Viele Arten von Insekten machten den Menschen das Leben im Wilden Westen zu einer Plage.

Überall waren lästige Fliegen, die Wasser und Lebensmittel mit ihren Larven verunreinigten. Moskito hatten keine Schwierigkeiten, in die Gebäude zu gelangen. Nur wenige Menschen hatten damals Fliegengitter oder andere Schutzvorrichtungen an ihren Fenstern und Türen. Daher waren fast alle Häuser von Schädlingen befallen.

2. Seife gab es quasi noch gar nicht

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Frank Clifford war ein Gefährte des Berüchtigten „Billy the Kid“. Er schrieb seine Memoiren über das Leben im Wilden Westen. Darin berichtete er sogar über seine Erfahrungen mit Seife und speziell über ein Produkt namens Soap-Weed. Die Seife wurde aus der Yucca-Pflanze hergestellt und sollte das Haar der Frauen weich, sauber und glänzend machen.

Die meisten Menschen verließen sich aber lieber auf Seife auf der Basis von tierischen Fetten. Diese selbst hergestellten Seifen waren sehr rau und verursachten schnell Hautreizungen. Der Körpergeruch im Wilden Westen wurde aber als Tatsache des Lebens betrachtete. Zu saubere Poren wurden als Nährboden für Keime und Krankheiten betrachtet. Also benutzen die meisten quasi keine Seife.

3. Der Teint der Frauen hatte einen hohen Stellenwert

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In jener Zeit lag es bei Frauen im Trend, ihre Haut so hell wie möglich und ohne Sommersprossen oder andere Makel und zu präsentieren. Die Damen der Mittel- und Oberschicht mieden also die Sonne oder bleichten ihre Haut. Im Freien wurden betuchte Frauen daher nie ohne lange Ärmel, Handschuhe und Haube gesehen.

Leider genossen nicht alle Pionierfrauen diesen Luxus und mussten sich der Sonne aussetzen. Es war also gar nicht so einfach, auf den Teint zu achten. Daher widersetzten sich mit der Zeit immer mehr Frauen den gesellschaftlichen Normen und folgten eher dem Lebensstil der Cowboys.

4. Sauberes Wasser war eine Mangelware

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Es war im Wilden Westen vor allem unterwegs Überlebens wichtig, sauberes Trinkwasser zu finden. Allerdings war dies kein einfaches Unterfangen. Selbst wenn vermeintlich trinkbares Wasser aufgespürt wurde, war es dennoch möglich, dass ein wenig weiter Flussabwärts das Wasser durch einen Abfluss verunreinigt wurde.

Stehendes Wasser war ein noch schwerwiegendes Problem. Dies war im Grunde genommen immer Gift. Es lockte Insekten an oder diente Pferden als Badestelle. Gleiche galt für in Zisternen gesammeltem Regenwasser. Anfangs war dieses zwar noch frisch, aber bereits nach kurzer Zeit war es ungenießbar. Sauberes Wasser im Wilden Westen war also Mangelware.

5. Dreck und Staub gehörten zum Leben dazu

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Im Wilden Westen gab es überall Dreck und Staub, egal ob draußen oder drinnen. Es gab häufige und verheerende Staubstürme, die eine ganze Stadt mit einer dichten Schicht Schmutz bedeckten. Sarah Raymond Herndon reiste als junges Mädchen in den 1860er Jahren von Missouri in die Region Montana.

Sie berichtete über Staub, überall Staub. Es muss für das junge Mädchen sehr schrecklich gewesen sein. An manchen Stellen stand sie knietief im Dreck. Als sie anhielten, waren die Gesichter der Jungen ein grausamer Anblick. Sie waren vom Staub bedeckt, der an ihnen zu kleben schien. Der ganze Staub hatte bei den Menschen auch schwere Atemwegserkrankungen verursacht.

6. Toilettenhäuschen waren der Albtraum

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Schon allein die Vorstellung ist grauenhaft. Die Toilettenhäuschen bestanden aus einem Schuppen, der auf dem Boden über einem Loch thront. Zwar hatte niemand ein Problem damit, sein Geschäft draußen in den Büschen oder im Wald zu verrichten, dennoch wurden diese Plumpsklos immer in der Nähe von Häusern errichtet.

War das Loch voll, wurde es einfach mit Erde gefüllt und die komplette Konstruktion zum nächsten Loch verlagert. Natürlich haben Plumpsklos wegen des Geruchs Insekten aller Art angelockt. Außerdem wurden hier Krankheiten aller Art übertragen. Es gab auch noch kein Toilettenpapier. Stattdessen wurden hierfür Blätter, Gras oder Maiskolben verwendet.

7. Es gab verschiedene Arten von Shampoo

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Nicht viele Menschen hatten Zugang zum bereits erwähnten Soap-Weed, um sich damit die Haare zu waschen. Daher hatten die Menschen hierfür verschiedene Methoden. Whisky wurde nicht nur getrunken, sondern diente noch zu anderen Zwecken. Er wurde als Desinfektionsmittel und sogar als Shampoo verwendet.

Whisky gemischt mit Rizinusöl wurde zum Waschen der Haare verwendet. Anschließend wurde das Haar mit Regenwasser oder mit Borax enthärtetem Wasser ausgespült. Beim Styling waren die Frauen im Wilden Westen ebenfalls sehr kreativ. Sie benutzten hierfür erhitzte Bleistifte als rudimentäre Lockenwickler. Beides lässt sich heute nur noch schwer vorstellen.

8. Gemeinschaftshandtücher im Salon waren Standard

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Jeder geht die berühmten Salons aus den Western-Filmen. Bars im Wilden Westen waren etwa Berüchtigtes. Sie sahen anders aus als heute. Die meisten hatten keine Hocker zum Sitzen. Stattdessen gab es unten und oben Geländer zum Anlehnen. Das obere Geländer war zusätzlich mit Haken versehen, an denen Handtücher hingen.

Diese Handtücher wurden von allen Männern verwendet. Damit haben sie sich den Bierschaum von Mund und Bart abgewischt. Diese Gemeinschaftshandtücher wurden Tag für Tag von vielen Männern genutzt und nur sehr selten gewaschen. Dies war natürlich der perfekte Nährboden für Krankheiten und Keime.

9. Es gab viele Männer mit langen Haaren

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Lange Haare bringen einige Unannehmlichkeiten mit sich. Es ist pflegeintensiv, lästig und hitzestauend. Dennoch war es im Wilden Westen unter den Männern ein beliebter Stil. Viele berühmte Persönlichkeiten trugen zu dieser Zeit lange Haare. Die Männer ließen ihre Haare aber nicht einfach so lang wachsen.

Immer wenn sie in eine neue Stadt kamen, gönnten sie sich die Cowboys ein Bad, neue Kleidung, eine Rasur und einen Haarschnitt. Die Männer waren damals also bereits viel stilbewusster, als sie heute dargestellt werden. Im 19. Jahrhundert wurde unter den Männern dann kürzeres Haar zur Norm.

10. Krankheiten lauerten überall

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Aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen, denen die Menschen im Wilden Westen ausgesetzt waren, lauerten überall Krankheiten. Es war nicht ungewöhnlich, dass amerikanische Siedlungen im Wilden Westen von Krankheiten heimgesucht wurden. Eine der bekanntesten war Cholera.

Sowohl für die amerikanischen Ureinwohner, als auch für die Siedler war sie verheerend. Krankheiten waren allgegenwärtig. Eine Siedlung, in der es keine Krankheiten gab, wurde als Wunder betrachtet. Bei der Ankunft in einem Lager sagte Sarah Raymond Herndon einmal: „Es ist wunderbar, wie gut es uns geht. Hier gibt es keine Krankheiten. Hoffentlich bleibt das auch so.“